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für Raum und Leben

Verschenke gute Worte

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Anders als meine letzten Jahrestage habe ich mein 11. Jubiläum als selbständige Beraterin diesmal nicht am Schreibtisch gefeiert. Diesmal war ich am 1. April im Wald. Habe zart sprießendes Grün genossen, eifrige Vögel beim Nestbau beobachtet, dem Wind gelauscht und meine Füße auf knisternden Waldboden gesetzt. Meine Seele hat getankt, und das war bitter nötig.

Im Angesicht „der Krise“: Was kannst Du nur jetzt tun? Fotodank an © Allie Smith

Wie für viele Selbständige hat sich mein Alltag verändert – und ich bin wie Millionen andere in diesen Tagen äußeren Bedingungen unterworfen, die ich nicht beeinflussen kann. Das hat Auswirkungen auf mein Inneres. Auch ich denke nach über Existenzbedingungen, über Sicherheiten, über gesellschaftlichen Zusammenhalt und über das, was die Welt jetzt bewegt und wodurch sie sich bewegen läßt.

Schon immer waren Fragen wichtiger als Antworten. Es soll sogar Eltern geben, die fragen ihre Kinder am Abend: „Welche gute Frage hast du heute gestellt?“ Also habe ich heute morgen die chinesische Astrologie hergenommen, und habe mir über die Konstellation des Tages (heute regiert die Feuer Ratte) ein Hexagramm aus dem IGing abgeleitet, um über eine gute Frage nachzudenken.

Zum heutigen Tag gehört das Hexagramm 27 und seine deutsche Übersetzung lautet: Die Ernährung. Kurz gesagt geht es um die Weisheit, mit der man sich und andere nährt. Das Hexagramm will anregen, zu erkennen, wie Bedürfnisse gestillt werden und leitet daraus den Umgang mit sich selbst ab. Die Deutung geht jedoch über das Offensichtliche, d.h. Essen um zu Leben, weit hinaus.

Mein Lieblingbuch des IGing ist auf Englisch von einem Chinesen geschrieben*, der sowohl die chinesische als auch die englische Sprache aus dem ff beherrscht. Bei ihm lautet die No 27 „Nourishing“ – Ernährung – und in der Bedeutung verweist er auf den feinen, dennoch großen Unterschied zwischen „nourishing“ und „nurturing“.

Er schreibt sinngemäß „Achte auf Deine Ernährung, achte was Dich nährt und was Du Dir in den Mund steckst.“ Es reiche nämlich nicht, den Körper mit (qualitativ hochwertigem) Essen und Trinken zu versorgen, denn alles was wir aufnehmen ist im übertragenen Sinne Nahrung. Also zählen auch Erlebnisse, Infomationen, Eindrücke, Bildersprache, Irrtümer denen wir anhaften und Meinungen zur Nahrung. Die Frage, die sich daraus ableitete laute demnach: Was von dem, das ich zu mir nehme, nährt auch meine Seele?

Ich spüre in diesen Tagen Angst, Verunsicherung und innere Not. Gestern telefonierte ich wieder einmal mit meiner Mutter. „Weißt du“, sagte sie, „letztens hatte ich so eine Enge ums Herz, doch nach unserem Gespräch war mir viel leichter zu Mute und der Reifen um meine Brust war plötzlich verschwunden.“

Dazu möchte ich heute anregen: Mit wem können Sie – mit wem kannst Du heute sprechen, und ihn oder sie mit Worten der Ermutigung nähren? Wessen Herz kannst Du heute berühren, damit die Enge sich auflöst? Will uns das Virus wirklich nur bedrohen und Angst verbreiten? Welche Chance für Nähe liegt in der Isolation?

Auch diesmal möchte ich anläßlich meines Jahrestags etwas verschenken: Ich verschenke gute Worte. Wer sich eine Aufmunterung wünscht, schreibe mir eine Email mit einem kurzen Satz worum es geht, und ich antworte garantiert.

* Taoist Master Alfred Huang – The Complete I Ching

 

15 Kommentare zu “Verschenke gute Worte

  1. Der Text hat mich berührt. Danke.

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  2. Danke für diese tolle Anregung.
    Bei mir ist der Wunsch des Betäubens mit Wein und Pizza dem Bedürfnis nach Selbstfürsorge mit Stretching und gesunder Ernährung gewichen. Aber auch das Betäuben war sinnvoll und hat mir geholfen.

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    • Das ist gut – denn es gilt ja auch selbst auszuprobieren, was einem gut tut. Und von „guten“ Ratschlägen wird niemand wirklich satt. Darum setze ich mehr auf Eigenmacht: Ich erlaube mir, etwas auszuprobieren und hinterher ein bisschen klüger zu sein. 🙂 🌳🎉🎁🍀🍄🎋

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  3. Richtige Ernaehrung ist so wichtig wie gute Gespraeche haben, denn sie ernaehrt nicht nur den Bauch sondern auch positive Gedanken.
    Danke dir Susanne fuer deinen wertvollen Beitrag, die Kroenung des Ganzen war was deine Mutter sagte.
    Stay safe, inspired and healthy.

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  4. Danke für die Worte… ♥ Mit so vielen Informationen bin ich in diesen Tagen konfrontiert und schnell laufe ich Gefahr, meiner „inneren Stimme“ nicht zu folgen, die mir sagt, keine Angst zu haben. Und ganz schnell ist die Vernunft da rät mir zum aufpassen und dem zu glauben, was uns kompetente, kluge Leute sagen. Ich höre mir vieles an und nehme es auf und halte mich daran. Ich bin weder Virologe, noch Arzt, Politiker…Und ich bin froh über ein geistiges Netzwerk. Silent Unity, Cambra Skade, Matthias Horx, Prof. Harald Lesch… Susanne Berkenkopf, Wolf Dieter Storl… verschiedene Zugänge, Mosaikstücke auf dem Weg. DANKE. Die aktuellste Whastapp Nachricht hat gelautet: ATME LIEBE EIN UND DANKBARKEIT AUS. Das gilt vor, in und nach Corona…

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    • Danke Michaela!

      Das klingt wie ein feines herantasten an die innere Wahrheit, auf die wir nicht gewohnt sind, zu lauschen. Vor allem, weil es Außen so laut zugeht.

      Mich erinnert der „Lärm“ derzeit oft an das, was meine Geschichtslehrerin mir ins Poesie Album schrieb: „Lautsprecher verstärken die Stimme, doch nicht die Argumente.“

      Umso wichtiger ist ein Zuhause in einem geistigen Netzwerk, in dem die Herzsprache klingt.

      Alles ist im Atem. Danke!
      Herzlich,
      Susanne

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  5. Herzlichen Glückwunsch zum 11. Jubliläum, liebe Susanne. Es klingt wunderbar, dass du im Wald tanken gegangen bist. Was für eine schönere Feier könnte es geben?

    Liebe Grüße
    Marion

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