Aus aktuellem Anlass greife ich heute in meine Blog-Schatzkiste und poste einen Beitrag, der das erste Mal im Januar 2020 veröffentlicht wurde.
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Wie wird man gesund? Woher kommt Krankheit? Das sind bewegende Fragen die sich nicht nur Erkrankte sondern auch in Heilberufen Tätige immer wieder stellen. Wer sich im Prozess des Frage-und-Antwort-Spiels gestattet, kulturelle Tabus zu hinterfragen und sich auch nicht durch erworbene Muster vom Denken abschrecken läßt – landet im großen Pool der Analogien: „Wie groß so klein; wie innen so außen, wie oben so unten“.
Wer heute meint, die holistische Weltsicht sei modern und von uns erfunden, irrt: Bereits die Mediziner im alten China sahen den menschlichen Körper als mikrokosmisches Abbild des Universums.
„Zwischen Himmel und Erde ist die Menschheit das Kostbarste.
Der Kopf des Menschen ist rund – ein Symbol der Gestalt des Himmels.
Der Fuß ist eckig – ein Symbol der Gestalt der Erde.
Der Himmel hat vier Jahreszeiten; der Mensch hat vier Gliedmaßen.
Der Himmel kennt fünf Phasen; der Mensch hat fünf innere Organe.
Der Himmel hat sechs Extreme*; der Mensch hat sechs Eingeweide.
Der Himmel hat acht Winde **; der Mensch hat acht Hauptgelenke.
Der Himmel hat neun Sterne; der Mensch hat neun Körperöffnungen.
Der Himmel hat zwölf Zeitspannen; der Mensch hat zwölf Kanäle.
Der Himmel hat 24 Sonnenjahrseinteilungen; der Mensch hat 24 shù-Punkte.***
Der Himmel hat 365°; der Mensch hat 365 Knochen und Gelenke.
Der Himmel hat Sonne und Mond; der Mensch hat die Augen.
Der Himmel hat Tag und Nacht; der Mensch hat Wachen und Schlafen.
Der Himmel hat Donner und Blitz; der Mensch hat Freude und Zorn.
Der Himmel hat Regen und Tau; der Mensch hat Tränen und Rotz.
Der Himmel hat yīn und yàng; der Mensch hat Kälte und Hitze.
Die Erde hat Quellen und Wasser; der Mensch hat Blut und Gefäße.
Die Erde hat Gras und Holz; der Mensch hat Haare auf dem Kopf und am Körper.
Der Erde hat Metall und Steine, der Mensch hat Zähne.“
Sun Simiao-
einer der am meisten verehrten Ärzte der Tang Dynastie und persönlicher Ratgeber der Kaiserin
So ist nicht verwunderlich, dass Leitbahnen in denen Lebensenergie qì fließt, sowohl im menschlichen Körper, als auch auf der Erde verlaufen. In der traditionellen chinesischen Medizin spricht man von 12 Hauptmeridianen, die den Organsystemen zugeordnet sind. Liegt im Körper eine Disharmonie vor, wird diese mit Hilfe der Akupunktur beseitigt und das Befinden zurück ins Gleichgewicht gebracht.
Feng Shui bedient sich ebenfalls dieser Methode, weshalb es genau genommen zur Disziplin der asiatischen Heilkunst TCM gehört (neben Qigong, Taiqìquan, Ernährungslehre, Kräuterverschreibungen, Astrologie u.a.). So gesehen ist Feng Shui heilsam und weit mehr als „schöner Wohnen“ für spirituell orientierte Menschen. Feng Shui orientiert sich im Geist am Miteinander, Übereinander, Untereinander und hat – jedenfalls in der Theorie – immer das große Ganze im Blick.
Stellen Sie sich die Erde also ruhig bildhaft von Linien durchzogen vor. In der Geomantie heißen bedeutende dieser Energie-Leitbahnen leylines. Sie gelten als alte Seelenwege, auf denen – so erzählen die Geschichten – die Seelen der Verstorbenen nach Hause wandern. Wer sich manchesmal schon fragte, ob’s Zuhause spukt, wer Stimmen hört und dem Tinnitus die Schuld dran gibt oder Sachen nicht findet, die 100% DA lagen … wer weiß, ob Ihr Haus auf solch einer Linie gebaut wurde?! ****
Darum bleibt das Stöbern in alten Schriften eine meiner liebsten Beschäftigungen. Da finde ich immer etwas, das ich noch nicht wußte oder nun besser verstehe. Immer klarer wird mir warum es in traditionellen Heilberufen heißt, dass es Jahrzehnte braucht, etwas wirklich in seiner Tiefe zu verstehen. So gesehen gehört mein Beruf zu den eher wenigen, in denen Alter adelt 😉
Ob ich wirklich schon verstehe – das weiß ich nicht. Die holistische Herangehensweise ist schließlich alt wie die Sterne, und damit immerhin so alt wie wir. Dennoch hilft es gelegentlich, allen Ernst beiseite zu legen und zu beherzigen, was die Königin Alice im Wunderland ganz vertraulich erzählte: „Als ich in deinem Alter war, habe ich sechs unmögliche Dinge schon vor dem Frühstück geglaubt!“
*oben, unten, Süden, Norden, Osten, Westen
**die acht Himmelsrichtungen
***Punkte die beiderseits entlang der Wirbelsäule liegen und geeignet sind, das Qì der entsprechenden inneren Organe zu mobilisieren
**** ja, es gibt Methoden in der Geomantie, die diese Phänomene lindern und beiden Seiten helfen können
26/01/2020 um 19:32
wirklich total spannend!
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26/01/2020 um 19:37
Dankeschön ⭐
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14/05/2021 um 12:24
Wie toll erklärt, es lassen sich so viele Hinweise und Analogien zum alten Wissen finden. Sehr spannend!
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14/05/2021 um 12:29
Manchmal kommt mir vor, als wüssten wir nicht mehr, was wir längst wussten … und ich vermute, dir geht es da ähnlich! Sei von Herzen gegrüßt, liebe Sarah!
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14/05/2021 um 12:40
Ja das geht mir ähnlich. Ganz sehr habe ich das Gefühl der Mensch ist sehr entfremdete und entkoppelt von seiner eigenen Natur. Das intuitive Wissen was gut und richtig ist für den eigenen Organismus das eigene Leben ist vollkommen verschwunden- mich erschreckt das derzeit sehr. Es ist alles schon erkannt und erdacht – das alte Wissen ist ja abrufbar. Aber der innere Kontakt ist nicht da. Viele liebe Grüße zurück 🌸☺️
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14/05/2021 um 12:53
Ja, das ist wohl eine der Hauptaufgaben denen sich jede und jeder stellen muss: Den Kontakt wieder herzustellen und dem höchsten Gefühl und dem Wissen, mit allen und allem verbunden zu sein, zu vertrauen, dem zu folgen und danach zu handeln. Danke dir!
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14/05/2021 um 12:57
Die alte Weisheit trägt viel Wahres in sich, wie mir scheint. Vielleicht darf sie als eine Vorstufe betrachtet werden, nicht als absolut.
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14/05/2021 um 12:59
Absolutes gilt im Universum nicht – das ist, was ewig gilt.
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14/05/2021 um 13:04
Wir sehen hier die Erscheinungsformen und können „auf den Spren des Lebendigen“ weitersuchen, wie wir uns „geführt“ fühlen vom „Licht der Wahrheit“.
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14/05/2021 um 14:47
sehr schön!
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14/05/2021 um 14:59
😊
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14/05/2021 um 13:24
Meine Tochter und ich reden oft darüber, dass die im Mittelalter als Hexen verschrieen Kräuterweiblein Heilkundlerinnen waren, vor denen man nicht zuletzt deshalb Angst hatte, weil ihre Mixturen im Gegensatz zu den Methoden der damaligen Ärzte (Aderlass und Co.) wirkten. Auch die Klöster waren ja eine Bastion der Heilkunde.
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14/05/2021 um 14:42
Großartiges Gesprächsthema, danke Marion. Ja, letztlich basiert das Wissen der Pharma auf dem, was die Kräuterweiblein herausfanden … Und für viele Frauen war es damals ein Segen, im Kloster ihren Wissensdurst stillen und ihrem Forscherdrang nachgehen zu können (Hildegard von Bingen und viele andere). Besinnen wir uns darauf, dann werden wir schnell alle gesund an Leib und Seele. ⭐
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14/05/2021 um 16:31
Ja! 🦄
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16/05/2021 um 07:35
Irgendwie kommt mir beim Lesen Hildgard von Bingen in den Sinn, wahrscheinlich weil ich mir ein DVD ausgeliehen habe was heute ankam, ja per snail post, ich bin noch altmodisch.
Oh, OOPS und jetzt lese ich eben deinen letzten Kommentar zu Marion, ueber Hildgard von Bingen. Gibt es Zufaelle ??? Nein gibt es nicht, nur Bestimmungen.
Ja. so werde ich mir dem Film morgen ansehen .
Schoenen Sonntag dir liebe Susanne.
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16/05/2021 um 09:29
ah, da bin ich neugierig Cornelia, welchen Film du geordert hast. HvB war wirklich ein außergewöhnliches Medium für die „Zwischensprache“ der Pflanzen und des Kosmos
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17/05/2021 um 07:10
Ich lass es dich wissen, liebe Susanne
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17/05/2021 um 13:22
wunderbar, liebe Cornelia!
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