Vater Himmel, Mutter Erde. „Die Vereinigung von Himmel und Erde gleicht der Vermischung der Feinstoffe von Mann und Frau.“*
Weiblich, Männlich, Yin und Yang. Alles was ist entspringt dem Tao, dem ewigen unveränderlichen Urprinzip.
Daoismus ist die Lehre vom Weg und es heißt: Wer ein erfülltes Leben leben möchte, sollte den Lauf der Welt beobachten und sein Handeln daran orientieren. Ohne zu bewerten und in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen. Denn an diesem Punkt des Lamentierens beginnt bereits die Kraftverschwendung.
Es eher nehmen wie ein Schmetterling, der alle Stadien seiner Existenz und Verwandlung ohne klagen hin- und annimmt. Er akzeptiert die Stationen auf seinem Weg als notwendig, um zuletzt als wundervolles Exemplar seiner Spezies zu fliegen, Nektar zu schlürfen, sich zu vermehren und Menschenkinder zu begeistern.
So geht Wu Wei, das Prinzip des Nichthandelns. Irrtümlicherweise wird es oft mit Untätigkeit gleichgesetzt. Doch Wu Wei bedeutet, nicht gegen die Gesetzmäßigkeit der Natur zu handeln und sich an der Bewegung des Kosmos zu orientieren. Oder, um beim Bild des Schmetterlings zu bleiben: erkennen ob man gerade Raupe, Puppe oder Schmetterling ist. Und während der Transformation immer nur das tun, was gerade dran ist. Nicht mehr und nicht weniger. Nur mit Präsenz und Aufmerksamkeit für das, was gerade ist, gelingt das Ganze. Wer diese Kunst beherrscht segelt mit dem Wind.
Wer sich mit dem Tao (wie auch mit Feng Shui) befasst, kommt am Fühlen und am Loslassen nicht vorbei. Nicht alles ist mit dem Verstand zu erfassen und schon gar nicht zu erklären – und wer weiß, vielleicht ist dies ja der Weg der Befreiung aus der festgefahrenen Situation unserer Zeit. Statt immer mehr wissen zu wollen und übereilt zu reagieren und blindlings zu handeln – beginnen wir doch wieder mal zu fühlen. Zum Beispiel in welchem Stadium der Verpuppung wir sind. Sind wir bereit, alte Häute hinter uns zu lassen? Dann kann die Wissenschaft gern anderer Meinung sein, doch der Mensch des Tao, der und die Weise verschwendet keine Kraft mit dem Versuch, gegen das anzugehen, was gerade IST.
Gefühle sind die Farben des Herzens. Schön, wenn diese Farben leicht und durchschimmernd sind wie ein luftiges Aquarell.
* Manfred Kubny, Die Erde ist eine Frau. In: Hagia Chora, Heft 31, 2008