Ich bin ganz da, selbst wenn dieses Medium zur Zeit schweigt.
Derweil mit allen Sinnen lauschend. Klingende Worte sprechend. Der Raum antwortet. Doch um ihn zu hören, muss es ganz und gar still sein. So dem Raum den Raum geben, ihn erklingen zu lassen. Dann sich dem hingeben, sich vom Raum und der Stille ganz und gar umfangen lassen, sich neu einkleiden darinnen, gesunden, zur Ruhe kommen.
Viel wird gesprochen, doch wer weiß, ob nicht längst alles gesagt ist.
In der Stille entwickelt sich, was geboren werden will. Darum wird hier noch ein Weilchen – sicherlich – geschwiegen.
Geradeso würde ich mein derzeitiges Wirken und Wandeln beschreiben. So mich denn jemand fragte.
Hab’s gut. In tiefer Verbundenheit und von Herzen!
Schon lange frage ich mich, wo bleibt der Klang, wenn er verklingt?
Mittlerweile gibt es viele Momente, in denen ich nur lausche, und dem, was ich höre in meinen Körper folge. Ist mein Körper dann „ganz Ohr“, scheint es, als ob sich Klangfäden zwischen mir und dem, was ich höre, verspinnen. Dann bleibt der Klang in mir und verklingt gar nicht mehr. Schon eigenartig. Und sehr schön. Nun habe ich eine Textstelle gefunden, die eine Verbindung herstellt vom Klang zu allem, was immer war und immer sein wird.
“ Lausche einer Flöte. Lausche dem einzelnen Ton. Wenn der Flötist aufhört zu spielen, was hörst du? Nicht Stille. Der Ton ist immer noch da. Er hat sich nur dem Wind angeschlossen. Er wurde ein Teil dessen, was mein Volk „vereintes Leben“ nennt. Es ist ein sehr altes Wort. … Es stammt aus einer fernen Erinnerung, ein Wort, das in unseren Adern fließt, bevor wir geboren wurden. … Es ist die ungebrochene Einheit. “
und weiter
„Die Einheit ist Harmonie und Ausgewogenheit, weil alles miteinander verbunden ist. Stell dir ein Spinnennetz vor. Wenn du die entfernteste Ecke berührst, vibrieren die Fäden, bis sie die Mitte erreichen, wo die Spinne schläft. Wenn etwas an einer Ecke der Welt passiert, betrifft das die ganze Welt. Wirf einen Kieselstein in einen Teich, und diese Handlung wird durch den ganzen Kosmos widerhallen.“ *
Und so wünsche ich Dir heute einen behutsamen Tag mit berührenden Klängen.
* beide Zitate aus: Barbara Wood. Der Gesang der Erde.
Hervorhebungen von La Imperial Feng
Gestaltungselemente im japanischen Garten: Steine, Wasser, Gewächse.
Steine im japanischen Garten
Steine bilden sozusagen das Gerüst eines japanischen Gartens. Einst glaubte man an die Seele im Stein und daran, dass die Unsterblichen in Steinen leben. Das galt auch für Buddha und seine Begleiter, weshalb Steine im Garten aufgestellt das Haus vor bösen Geistern schützen sollten. Steine als Symbol der Unsterblichkeit verlangen noch heute, dass man ihr Wesen erkenne. Erst wenn der Stein als Wesen und Persönlichkeit wahrgenommen und platziert wird kann die gewünschte Wirkung gelingen.
Im Zen-Buddhismus werden Steine wie grafische Elemente verwendet. Diese Art des Gartens ist von der Idee her ganz abstrakt und darum soll der Stein auf nichts anderes verweisen als auf sich selbst. Jeder Betrachtende deutet dann ganz eigene Metaphern in das Gebilde. Doch auch wenn es so aussieht als wären die Steine „einfach so“ hingelegt, gehorcht die ganze Komposition strengen Vorgaben. Erst durch das Zusammenspiel der einzelnen Steine bekommt der Garten seinen einzigartigen Ausdruck und macht ihn zum Kunstwerk.
Dabei ist die Anzahl der Steine von Bedeutung. Jeweils 3, 5 oder 7 Steine bilden ein Arrangement. Jeder wird entsprechend seines Charakters ausgewählt, eine Rolle als Haupt- oder Nebenstein zu übernehmen. Die Nebensteine sind nicht minder wichtig, denn sie betonen entweder den Hauptstein oder stellen ein optisches Gegenwicht dar. Energetisch handelt es sich dann um die empfangende, übertragende, ziehende, verfolgende, haltende, angreifende oder fließende Rolle.
Nicht jeder Stein ist geeignet. In China bevorzugt man bizarre, ausdruckstarke Steine die oft sehr merkwürdige Konturen aufweisen. In Japan herrscht sowohl ein anderes ästhetisches Empfinden als auch ein anderer Glaube. Darum bevorzugen Japaner einfache, dennoch perfekt geformte Steine. Was der Stein erzählt ist wichtig und was man hören möchte ist Jaku Sei Kei Wa: Selbsterkenntnis durch Stille; Einsicht, die zur Reinheit des Herzens führt; die Dankbarkeit des reinen Herzens und die aus ihr geborene Ehrerbietung.
Auch die ursprüngliche Ausrichtung ist unbedingt zu beachten. Ein Stein darf im Garten niemals anders aufgestellt werden als man ihn in der Natur fand. Nur so kann das Wesen des Steins bewahrt werden. Auch sollte man die ursprünglichen Standortbedingungen achten: Ein Stein, bewachsen mit Moos und Flechten, geborgen aus feuchtem Unterholz wird sich in praller Sonne sicher nicht wohlfühlen und seinen ursprünglichen Charme bald verlieren.
Auswahl und Anordung der Steine prägen die Atmosphäre des japanischen Gartens. Darum heißt es im Sakutei-Ki:
„Ihr müsst die Steine so platzieren, dass die Eigenschaften des Gartens … in seiner Erscheinungsform respektiert werden. Bringet den fuzei (den Geist des Ortes, L.I.F.) zum Ausdruck, der eine natürliche Landschaft entstehen lässt, und wahret die ursprüngliche Form der Steine.“
Meine Sommerferien habe ich in Österreich verbracht. Ich hatte Sehnsucht nach Bergen, Wäldern und Wandern. Also: Rucksack geschnappt, Wanderschuhe übergestreift und auf ins Mühlviertel. Gaaanz wichtig: Ein paar Tage völlig abtauchen, allein sein und draußen schlafen. Da hingehen, wo ich noch nie war. Erleben, was passiert. Was flüstern dort die Bäume in der Nacht?
Meine Reise beginnt bei einer tausendjährigen Eibe.
Die Eibe – Symbol für Unsterblichkeit und Tod, für Zauber und den Schutz vor Zauber. In Italien der Göttin Hekate geweiht, der Unterweltsgöttin die auch an Kreuzwegen zu treffen ist und dort Fragen stellt oder welche beantwortet.
Grandioser Ausblick. Kaum sitze ich auf der Bank läuft ein Reh direkt vor mir über die Wiese.
Begegnet einem ein Reh verweist es auf Sanft-Mut, die friedvolle Variante der durchsetzenden Kraft. Das Reh verweise darauf, seinen eigenen Weg zu gehen, eigenständig zu bleiben und beim Gehen auf sein Herz zu hören, sagen Schamanen, die die Symbolsprache der Tiere deuten.
Mein Weg führt an einem Waldfluss entlang. Es ist kühl und schattig, ich höre nur das Rauschen des Wassers.
Im Zen heißt es: Die wahre Stille liegt hinter dem Geräusch. Also nur hören.
Es wird dunkel. Meine Großmütter-Bäume wachen über mir wie die Feen im Märchenland. Als ich das erste Mal aufwache werde ich gerade von einem Glühwürmchen beäugt. Der Himmel ist voller Sterne und ein bischen später blinkt einer direkt in der Mitte zwischen den Bäumen. Ist wohl auch überrascht, hier plötzlich jemand liegen zu sehen.
Glühwürmchen – Die Begegnung mit einem Glühwürmchen fordert auf, den eigenen Entwicklungsweg zu überdenken.
Ich erwache völlig erfrischt und glücklich. Kann mich nicht satt sehen an all den unterschiedlichen Bäumen, lausche dem leisen Wehen und all den unbekannten Geräuschen.
Aufgabe im Zen: Den Unterschied zwischen Geräusch, Klang und Lärm hören. Das ist das Tor zur Stille, sagen die Meister.
Am nächsten Tag ist es megaheiß und dieser Badestelle kann ich nicht widerstehen. Warum auch?! Das Wasser ist EISkalt! Und diese Stille ist so ungewohnt für meine Ohren, dass sie manchmal zu rauschen beginnen.
Nur mal so angemerkt: sich in den Bergen zu verlaufen kann ganz schön anstrengend sein, vor allem wenn es heiß ist und das Gepäck immer schwerer wird. Höhenmeter sind keine Laufmeter … .
Sich verlaufen: vom Weg abkommen, sich verirren, die Orientierung verlieren => Wie war das nochmal mit den Glühwürmchen? Doch irgendwann hatte ich sie wieder, die Orientierung (hab immerhin allein bemerkt, dass ich mich verlaufen habe!) und wurde belohnt mit diesem grandiosen Ausblick. Und fand den „richtigen Weg“ schließlich auch. Beruhigend!
In einer Nacht schließlich kam der Regen. Und mit ihm der Nebel. Nebel, in der Sage von Avalon heißt es, wenn sich die Nebel lichten, öffnet sich dahinter eine andere Wirklichkeit. Ich sah auch Nebelwesen, die sich ganz fein und zart durch die Schlucht bewegten. Der Wind trieb sie vorwärts, seitwärts. Ein paar lugten in meine Höhle, wo ich hockte und fasziniert ihrem Treiben zusah. Dabei lauschte ich dem Wind, dem Regen und der Stille. Hoffte, nicht nass zu werden. Und gab auch das irgendwann auf. Eine solche Nacht ist zeitlos. Endlos. Und alle Sinne hellwach – selbst im Schlaf.
Zum Abschied noch ein Zeichen auf dem Weg. Sag, was mag es bedeuten. Ein halbes Herz? Ein Hufeisen? Ein vollendetes und ein sich andeutendes Tor?
Wieder zu Hause entdecke ich einen Lindenhain. Die Linde – Symbol für Liebe, Zärtlichkeit und Gastfreundschaft. Es heißt, eine Linde stimme milde, weshalb früher Gericht unter Linden gehalten wurde. Wegen ihrer herzförmigen Blätter widmeten die Germanen sie Freya, der Göttin der Liebe und des Glücks.
Entdecke den Hain da, wo ich schon tausendmal vorbei kam. Setze mich hocherfreut in den Kreis. Scheint, als zeige sich manches erst, wenn man von einer Reise zurückkehrt. Ein bisschen Alchimist steckt eben in jeder und jedem von uns … !