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Kultiges Federbett

Feder im Himmel„Du sag mal“, verschmitzt lächelt meine Freundin Isobel mich an. „Ich habe letztens nachgedacht: Warum hängte man früher eigentlich die Oberbetten aus dem Fenster? Heute sieht man das gar nicht mehr. Du hast doch bestimmt eine Geschichte dazu, oder?“ Sie zwinkert mir zu.

Tatsächlich habe ich in den alten Märchenbüchern etwas dazu gefunden. Also, das ging so: Früher, als die Menschen noch an Geister glaubten galt es als äußerst riskant, während der Geisterstunde, also zwischen zwölf und eins, noch auf der Straße zu sein. Das war nämlich die Zeit, in der sich dort nur die in der Zwischenwelt gefangenen Seelen herumtrieben und natürlich Hexen, Zauberer und Werwölfe.

Und weil denen niemand freiwillig begegnen wollte, legte sich der brave Mensch möglichst vor Mitternacht ins Bett (Handy, Fernsehen und Computer gab es ja noch nicht). Schon immer galt der Schlaf als der kleine Bruder des Todes, weil auch im Schlaf die Seele in die Anderswelt reist, und zwar ins Reich der Frau Holle. Frau Holle ist ja unsere Seelenhüterin und es heißt, der Frau Holle erscheinen unsere Seelen wie Gänse, derweil sie unsere Gänsemutter ist. Darum legte man sich zum Schlafen eben gern in Gänsefedern (Hühnerfedern waren tabu).

Gänsemutter Frau HolleSich mit ihnen zuzudecken bedeutete, sich ins Reich der Frau Holle zu begeben. Bei Wolf-Dieter Storl kann man nachlesen, dass in Mitteleuropa das Federbett aus diesem Grund absolut Kult war. Morgens sollte es dann gut ausgeschüttelt und an die frische Luft gehängt werden, damit kein (unerwünschter) Geist sich dort einnistete. Dann wurde das Bett schön gemacht, roch gut und lud abends ein, sich zeitig wieder einzukuscheln und auf Reisen zu gehen.

Okay Isobel? Gefällt dir die Geschichte?