Inspiration

für Raum und Leben


3 Kommentare

Der Weg zu sich selbst – Gehen als Medizin

feng shui im bauerngarten„Meine Kompetenz lässt sich am besten dadurch beschreiben, dass ich eine Leidenschaft für Pflanzen habe, dass ich gern in der Erde wühle und dass ich das Gärtnern und die Welt um mich herum liebe. Es gab jedoch eine Zeit, in der mich meine Leidenschaft in eine andere Richtung lenkte: Eines Tages fand ich mich vor einem Computer wieder und  … war jemand geworden, der über Pflanzen schreibt, anstatt sie selbst zu setzen, zu hegen und zu pflegen … .

Es ist ein unbehagliches Gefühl zu wissen, dass man nicht dort ist, wo man hingehört„, schreibt Alys Fowler in ihrem Gartenbuch. *

Wer selbst schon erlebt hat wie es ist, nicht da zu sein, wo man hingehört, kennt diesen Moment. Wenn alle Nebel schlagartig verschwinden und man ganz klar sieht, wo und wie man sich eingesponnen hat. Meist in ein Netz aus Gewohnheit, Abhängigkeit und Bequemlichkeit, kurz Alltag genannt. Angst ist dann meist der Grund, diese Erkenntnis „wegmachen“ zu wollen und sich zu beschwichtigen. Doch das geht selten gut aus. Etwas bewusst erkennen und nicht danach handeln bringt das System ins Wanken, im Großen wie im ganz Kleinen. Manche harren dennoch bis zum Zusammenbruch, andere machen sich vorher auf den Weg.

Gehen ist eine Möglichkeit drauf zu kommen, wie der Lebens-Weg weiter gehen könnte.

„Gib nur dein Verlangen zu gehen niemals auf. Ich kenne keinen Gedanken, der so schwer wäre, dass man ihn nicht beim Gehen loswürde,“ schrieb Sören Kierkegaard einer Freundin. Denn durch Gehen lassen sich neue Räume im tiefsten Innern erschließen und es geschieht eine innere Weitung. Ich vermute, es ist DAS Erlebnis, nach dem jede Pilgerin, jeder Pilger strebt.

Tür ins Morgenland

Das verheißungsvolle Land, es liegt hinter der Tür

Wer erstmal schnuppern möchte, probiert es mit dem visionären Wandern, manchmal auch Medizinwanderung genannt. Ein paar Stunden draußen querfeldein, sich wieder mit den Kräften der Erde verbinden und alle Elemente spüren. Ob Wind oder Sonne, Wasser oder Regen – alles ist willkommen. Alles sind Zeichen, die die Erde dem Wanderer, der Wanderin sendet. Sozusagen die Urform, bevor diverse Kartensets die Naturerfahrung ins Haus brachten.

Sperling, Wanderfalke oder Fuchs, wer begegnet dir auf deinem Weg?  Wer hat welche Botschaft für dich? Nach und nach die „Zivilisation“ abstreifen, eins werden mit Tieren, Bäumen und den Orten, die wir wandernd durchschreiten. Sich führen lassen und Grenzen spielerisch erkunden, so wird Gehen zur Einweihung in Mysterien und Magie. Wenn die Augen ausruhen dürfen, geschieht das „Sehen“ mit anderen Sinnen, wird die sinnliche Vielfalt neu belebt.

Durch das Gehen können wir, in inniger Verbindung mit allem, was uns umgibt, unser Leben und unseren Platz im Großen Plan mit ganz neuen Augen anschauen,“ wußte James Endredy.

wanderin

Gib nur Dein Verlangen zu gehen niemals auf …

Wer den Ruf der Natur drängender spürt und sich mehr Zeit nehmen will, erlebt das Zuhause in der „Wildnis“. Wenn keine Herberge lockt sondern das Nachtlager ausgebreitet wird, wo es gerade gefällt. Warst Du schon nachts allein im Wald? Hast Dich unsichtbar gemacht für fremde Augen und dem sich verändernden Licht zugeschaut, den unbekannten Geräuschen gelauscht, wenn die Augen aussetzen und die Ohren übernehmen? Manche Dinge verlieren ihren Schrecken, wenn man es ausprobiert hat. An einem kraftvollen Ort sitzen, lauschen und in den (Sternen)himmel schauen, bis die Augen zufallen. Sich den eigenen Ängsten stellen und spielerisch die Zeichen deuten, in welcher die Natur spricht.

„Man kann den Menschen nichts beibringen. Man kann ihnen nur helfen, es in sich selbst zu entdecken,“ erkannte Galileo Galilei. Dafür ist die Natur eine wundervolle Lehrerin!

Vollmond

Was hörst Du, wenn die Augen an die Ohren abgegeben haben?

Wer das Drängen spürt, wer den Ruf hört, sollte dem unbedingt folgen. Vor lauter Vorfreude erzittern, während man beobachtet, wie Furcht und Lust auf das unbekannte Zuhause in einem miteinander ringen. Denn “die Wildnis ist nicht ein Ort, den wir besuchen – sie ist unsere Heimat“, sagen Eingeweihte. Nach drei Tagen draußen, so heißt es, ist der Mensch wieder eins mit der Natur. Und weil jeder Mensch Natur ist, ist dies ein Versprechen, wieder ganz und gar bei sich anzukommen.

Und wer Begleitung wünscht findet hier mein Angebot, gemeinsam wandernd Welten in sich aufzuschließen

Die Augen sitzen
in der Fußsohle,
deren Haut
Wasser atmet.
Der Geist
ist nach unten
geglitten
tritt sanft
auf grüne Wiesen
und trinkt Nektar.
Mit jedem Schritt,
jedem Abrollen,
zeichnen sich
Geschichten ein,
Berührungen ab,
tauschen sich
Fuß und Erde aus,
erzählen einander
Liebesgeschichten

Cambra Maria Skade

 


2 Kommentare

Venus und die Muschel auf dem Jakobsweg

Letzte Woche war ich mit meinem Feng Shui Meister in den Schweizer Bergen unterwegs. Allein und auf dem Rückweg wanderte ich eine Zeit lang auf der Via Jacobi, dem durch die Schweiz führenden Jakobsweg. Überall begegnete mir das Zeichen der Klappmuschel und erinnerte mich an einen Text, den ich vor kurzem las.

Pilgerweg Santiago de Compostela

„Der Wallfahrtsweg nach Santiago de Compostela ist eine der geheimnisvollsten Routen in Europa, denn offensichtlich ist hier ein Wegeverlauf erhalten geblieben, der möglicherweise bereits im Neolithikum entstanden ist …“, schreibt Erika Haindl in ihrem Buch ‚Die Heilkraft der Rituale‘. Als Merkmal der überstandenen Strapazen und des spirituellen Erlebens tragen die Pilger eine Klappmuschel. Haindl widmet sich unter anderem der Frage: Wieso eine Muschel?

Besagte Muschel taucht bereits als kultischer Gegenstand und als Grabbeigabe im historischen Europa auf. Generell haben Grabbeigaben die aus Perlen oder Muscheln bestehen eine rituelle Bedeutung, sie verweisen auf den Rhythmus von Geburt, Tod, Wiedergeburt und auf das „Wasser des Lebens“.

Eingeweihte Baumeister pilgern nach Compostela

Ursprünglich folgten die alten neolithischen Pilgerwege, die auch als Initiationswege gelten, den Sternen und führten von Ost nach West bis zum Atlantik. Legenden besagen, dass Noah nicht der eine Mann mit der Arche war, sondern Menschen bezeichnet, die (aus Atlantis kommend) nach der großen Sintflut wieder festes Land betraten und das enorme Wissen einer hoch entwickelten Kultur mit sich brachten. Dieses Wissen umfasste zum Beispiel die Baukunst, und die darin Eingeweihten erkannten sich durch das Symbol eines Gänsefußes. Die „vom Meer kommenden“ gelten heute als Vorläufer großer geheimer Bruderschaften, zu denen nur gehören kann, wer initiiert ist.

Dass die ursprünglichen Sternenwege an vielen Kraftplätzen vorbeiführten, gefiel der Kirche ganz und gar nicht. Deshalb wird mittlerweile vermutet, dass Mönchsorden den ursprünglichen Verlauf der Sternenwege veränderten – einfach um die Pilger daran zu hindern, an den wichtigen vorchristlichen Initiationsorten vorbei zu kommen.

Um nun wieder auf die Legende zurück zu kommen: „Maitre Jacques“ galt als Meister des Steins und früher wurden die Bauhandwerker „Jars“ genannt, also „Gänserich“. Nun gibt es eine Vermischung zwischen diesem Maitre Jacques und dem heiligen Jakobus, der der Legende nach in einer Barke vom Atlantik angespült wurde. Als man seine Leiche barg und ihn auf einen Stein legte, „schließt sich der Legende entsprechend der Stein um ihn wie zu einem Sarkophag. Damit erweist sich der Apostel als ein wundersamer Steinmetz-Meister.“

Die initiierten Baumeister und ihre Zugehörigkeit zur Bruderschaft konnte man also am Abzeichen, dem Gänsefuß, erkennen. Da dies jedoch ein „heidnisches“ Zeichen war wird vermutet, dass sich der Gänsefuß in die Muschel wandelte, da angeblich das Boot mit der Leiche des Heiligen Jakobus ganz mit Muscheln bedeckt war. Da der Pilgerweg nach Compostela vor allem für Baumeister und Bauhandwerker ein Initiationsweg blieb wurde die Muschel zum Zeichen der Pilger.

„Niemand konnte als Baumeister wirklich erst genommen werden an den großen Baustellen der Gotik, der nicht diesen Inititationsweg gegangen war. Dabei haben offensichtlich viele der Handwerker auch nach der Christianisierung noch immer das alte Zeichen des Gänsefußes verwendet … . So findet man an den Bauwerken des Pilgerweges nach Santiago den Gänsefuß und seine Abwandlungen heute sowohl in christlichen Kirchen, aber auch in Steinen, die möglicherweise Tausende von Jahren zuvor gezeichnet worden waren.“

Die Muschel der Venus

Das berühmteste Motiv von Venus und Muschel hat der Maler Sandro Botticelli geschaffen.

Botticelli_Geburt der Venus

Die Geburt der Venus erfolgte, so die Legende, nachdem Kronos seinem Vater Uranos die Geschlechtsteile abgeschnitten hatte und diese hinter sich ins Meer warf. Als Blut und Samen sich mit dem Meer vermischten schäumte dieses auf und gebar die Venus.  – Aus etwas Schrecklichem kann also durchaus etwas Schönes und Liebenswertes entstehen. –

„Die Geburt der Venus“ besteht aus vier großen Motiven. Von links blasen Windgeister, von einzelnen, dahin schwebenden Blumen umgeben, die Muschel, auf der die jugendschöne Göttin Venus steht, zum Strand. Rechts auf der festen Erde stehend, hält eine Frau der auf der Muschel herangleitenden nackten Venus einen wehenden, blütenbesetzten Mantel entgegen.

Links haben wir die Gefährdung durch den bewegenden Wind, rechts die Erdmutter. Diese ist ebenfalls in Bewegung, denn sie eilt herbei, mit einer Schutz symbolisierenden Geste und dem Mantel zur Umhüllung der nackten Gestalt auf der Muschel. … Die Muschel ist das Eigentliche und das beherrschende Motiv des Bildes. Venus ist mit ihrem Körper die Sichtbarmachung des Prinzips, das die Muschel vermittelt … In ihrer Offenheit signalisiert sie Ungeschützheit.“

Im Bild finden sich also symbolhaft alle Zeichen : die Muschel, das Wasser und die große Mutter Gaia, deren heiliger Vogel der Schwan ist.  Und wer weiß schon, ob Gänsefuß die rechte Deutung ist, schließlich könnte der Abdruck auch von einem Schwanenfuß stammen.

Alles in allem ein sehr breites Feld und wenn Sie bald nach Santiago de Compostela pilgern gibt es sicherlich Muße für ein paar eigene Deutungen. Für mich jedenfalls gilt: Ich will es wieder tun!