Erfrischt und ausgeruht bin ich aus meiner Sommerpause zurück am Schreibtisch. Heute möchte ich aus meiner Beratungspraxis berichten; der Auftrag liegt zwar schon eine Weile zurück, doch gestern bekam ich Post von meiner Klientin und ich habe noch immer Gänsehaut. *

Feenblume „Wünsch-Dir-Was“ (gemeinhin bekannt als Löwenzahn) … Danke © Yair Mejía
Doch erstmal zum Anfang. Vor etwa zwei Jahren fand ich folgende Nachricht in meiner Postbox: „Ich bin ganz verzweifelt und stehe am Abgrund, bitte helfen Sie mir rüber. Ich bin mit einem Mann zusammen, den ich sehr liebe, doch er hat bereits aus ersten Ehen mehrere Kinder und möchte keine mehr. Schon ewig sehne ich mich nach einer glücklichen Partnerschaft und bisher hatte ich wenig Glück, im Grunde war ich immer unglücklich in Beziehungen. Jetzt fühle ich mich so wohl, doch mein Herzenswunsch nach einem Kind muss ich wohl aufgeben, wenn ich mit meinem jetzigen Partner zusammen bleiben will. Kürzlich war ich bei einem Astrologen der sich auch mit chinesischer Deutung auskennt. Er sagte mir, dass es nicht gut stehe in meinem Horoskop von wegen Partner und Kinder. Eigentlich sieht er gar keine Aussicht, dass ich mit einem Mann glücklich werden kann. Es zerreißt mir das Herz.“
Chinesische Astrologie gehört zur klassischen Feng Shui Beratung dazu, denn wie sagen die alten Meister: Erst kommt das Schicksal (Astrologie), dann kommt das Glück, alles findet statt im Raum (Feng Shui), und Nächstenliebe und Kultur vervollkommnen menschliches Gedeihen. Ich habe mir also zuerst das Chart der vier Säulen Astrologie meiner Klientin angeschaut. Prognosen sind ja immer so eine Sache und ein verantwortungsvoller Umgang mit persönlichen Daten und deren Interpretation verlangen aus meiner Sicht charakterliche Reife.
Und sicher gibt es einen Punkt an dem sich die Geister scheiden: Gibt es vorgefertigtes Schicksal oder haben wir unser Geschick selbst in der Hand? Aus meiner Sicht gibt die (chinesische) Astrologie Hinweise, wie ein Mensch sich in der Welt bewegt, auf welche Weise Eindrücke verarbeitet und welche Formen des Ausdrucks gewählt werden. Konkret: Ob ich ein eher dynamischer Typ bin (Yang Holz), ob ich eher anpassungsfähig doch unbeirrt zielgerichtet (Yin Holz) agiere, ob ich im übertragenen Sinn Ähnlichkeit mit einem delikaten Schmuckstück (Yin Metall) habe oder geschmeidig und mit vielen Ressourcen ausgestattet (Yin Erde) in die Welt gehe – das ist individuell angelegt. Auch hier wird aus einem Eichhörnchen kein Pinguin, und ein Yin Holz nimmt die Welt anders wahr als eine Yang Erde.
Doch die Frage ob fixes Schicksal oder Handlungsfreiheit unser Leben beeinflussen, beantwortet mir noch immer der Talmud am besten:
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheit.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
Ob ein Mensch die Fähigkeit ausbildet, mit einem anderen Menschen glücklich zu sein steht in keinem Horoskop. Das ist aus meiner Sicht eine fahrlässige, grenzüberschreitende Aussage. Wie ein Diamant unter Druck geraten muss um seine schillerndsten Seiten herauszuschälen, können widrige Umstände der menschlichen Charakterbildung förderlich sein. Was sich daraus entwickelt – behalten die Sterne als ihr Geheimnis. Doch immerhin gibt es ja noch den Raum, der jegliche Umstände abfedern und zum stillen Verbündeten für ungeahnte Reserven werden kann.
Ich habe aus dem Horoskop meiner Klientin herausgelesen, wo es besonderer Unterstützung bedarf und habe das auf ihren Wohnraum übertragen. Ihre „Schwachstelle“ war das Element Erde, sowohl im Horoskop als auch im Raum. Vor allem den Südwesten haben wir ganz ordentlich unterstützt denn hier gibt es einen Fehlbereich: Im Feng Shui steht der Südwesten zum einen für die weibliche Kraft der Frau, als auch für Partnerschaft und Fruchtbarkeit. Und ein Fehlbereich deutet die Tendenz an, nicht alle Ressourcen ausschöpfen zu können.
Also empfahl ich zum vorhandenen grauen Sofa eine neue Wandfarbe in rehbraun, dazu passende dunkelbraune Kissen und einen erdfarbenen, indigen gemusterten Teppich. Zusätzlich habe ich zu einem ausdruckstarken Symbol auf die Wand geraten. Nachdem meine Empfehlungen umgesetzt waren habe ich noch eine Zeremonie zur Versöhnung angeregt: für die Herkunftsfamilie, für die bislang als unglücklich empfundenen Beziehungen, für die jetzige Partnerschaft und für meine Klientin selbst – einmal mit allem in Reinen und versöhnt sein.
Wie erwähnt bekomme ich gestern Post. Eine Karte voller Glück über die Geburt eines Kindes. Dazu folgende Notiz: „Liebe Frau Berkenkopf, es hat geklappt. Wir sind nun eine Familie, ich habe endlich mein Baby und bin überglücklich. Unseren Sohn haben wir Simon getauft: Gott hat gehört. In größter Verzweiflung hat er mich zu Ihnen geführt und ich bin unendlich dankbar für Ihre Hilfe und ob es jetzt das Feng Shui war oder nicht – es hat gewirkt.“
Ob es jetzt das Feng Shui war oder nicht 😉 es hat gewirkt und das ist alles was zählt.
* Mit Einverständnis meiner Klientin erzähle ich dankbar diese wahre Geschichte.