November – die „dunkle Zeit“ hat begonnen. Ich komme gerade zurück von einer (weltlichen) Reise und habe beschlossen, die nächsten Wochen hauptsächlich innerlich unterwegs zu sein.
Katharina mit dem Rad
Das Schwere ist die Wurzel des Leichten,
das Unbewegte ist die Quelle aller Bewegung.
Demgemäß ist der Meister den ganzen Tag unterwegs,
ohne aus dem Haus zu gehen.
Wie großartig die Ansichten auch sein mögen –
er weilt gelassen in sich selbst.
Wozu sollte der Landesherr
wie ein Narr herumsausen?
Lässt du dich hin und her wehen,
dann verlierst du die Verbindung deiner Wurzel.
Lässt du dich von Rastlosigkeit antreiben,
dann verlierst du die Verbindung mit deinem Wesenskern.
Tao Te King Vers 26 – in Überarbeitung von Isolde Schwarz
Mehr zum November und seinen Fest- und Gedenktagen, zur Göttin Hekate und zur Geisterwelt, zu Hexen, inneren Reisen und magischem Alltag gibt’s bei Christine Li zu lesen November – Tore zur Dunkelheit
“ Samhain ist eines der vier großen keltischen Jahreskreisfeste (Imbolc, Beltane, Lughnasadh, Samhain). Der Name bedeutet zunächst schlicht „Sommerende“, in einer vertieften Bedeutung auch „Vereinigung“. Samhain wurde am Vorabend zum 1. November gefeiert (der ab dem 8. Jahrhundert mit dem christlichen „Allerheiligen“ besetzt wurde, darum „All Hallows Eve“ [Allerheiligen-Abend], kurz Halloween).
Na, schaudert’s dich ein wenig?
Im Kalender von Coligny (gallo-römische Zeit) galt Samhain als das Jahresende mit dem Beginn einer „Nicht-Zeit“ („Zwischen den Jahren“). Die folgenden drei Tage galten als die „drei Geisternächte“ (teir nos ysprydnos). In dieser Zeit wird den Menschen Zugang zur Anders- und Geisterwelt gewährt und den Geistern ein Zugang zum Diesseits, besonders die Welt zu den „Bewohnern der Elfenhügel“ (Sid) steht weit offen.
So konnte es geschehen, dass einen „hungrige Geister“ besuchen. Um diese zu besänftigen, wurden Speisen zur Verfügung gestellt. Da Kinder noch nicht als vollentwickelt im Diesseits gelten, übernahmen diese im Brauchtum die physische Rolle der Geister: „Süßes oder Saures!“ Teilweise wurden auch dem Unterweltsgott Cenn Crúach Opfer dargebracht. Der Kontakt zur Geisterwelt war keineswegs nur furchtsam, vielmehr traten die Kelten in bewussten Kontakt zu Ihren von ihnen verehrten Ahnen!
Da auch im antiken Rom die Vorstellung bestand, dass in gleicher Zeit die Unterwelt offenstand (mundus patet, 8. November), wurde im 8.Jahrhundert das christliche Allerheiligen (also das Fest des Kontaktes zu den verstorbenen christlichen Heiligen) mit den bestehenden Bräuchen zum keltischen Samhain verschmolzen und auf den 1. November gelegt.
Da zu Samhain das alte Jahr „starb“, kam es auch zum rituellen Tod des „Jahreskönigs“. Wie auch zu Beltane wurden z.T. Feuer entzündet, um das alte Jahr zu verabschieden und das neue willkommen zu heißen. Da die Schwelle zur Geisterwelt niedrig und dünn war, gehörten Divinationen und Orakel (wie bei uns zu Sylvester) zu weit verbreiteten Brauchtümern. Daneben sind Bräuche des Loslassens (alter Muster, Angewohnheiten, Probleme etc.) verbreitet, die oft mit der Verbrennung dieser einhergehen.
Ein schlichtes Samhain Ritual kann so aussehen:
Werde Dir der Schwelle im Jahreskreis bewusst. Lege vor Dich eine Schwelle (einen Ast, Steine, einen länglichen Haufen Sand oder Erde). Gehe in deine Mitte, dort wo Du ganz Du selbst, ganz authentisch bist. Werde Dir des vergangenen Jahres bewusst. Danke für Deine gelebten Erfahrungen. Werde Dir bewusst, was Du loslassen und hinter Dir lassen willst. Wenn Du wirklich bereit dazu bist, trete über die Schwelle. Lass Dir Zeit, in der neuen Qualität anzukommen und diese in deiner Mitte zu verankern. Löse die Schwelle hinter Dir auf.
Wenn Du die Zeit unmittelbar nach diesem kleinen Ritual nutzt für einen Spaziergang in der Natur, so rede nicht viel und sei achtsam, was Dir begegnen will. Ein gefundenes Objekt (Feder, Stein, Ast, Frucht….) mag Dir ein Symbol für die neue Zeitqualität sein und Dich durch neue Jahr begleiten.“ *