Inspiration

für Raum und Leben


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Advent, Advent – 11. Türchen

Wer möchte von diesem Haus „geformt“ werden?

Wann macht ein Haus uns glücklich?
Was braucht es, um sich daheim zu Hause zu fühlen?

Wer neu baut steht vor einer großen Aufgabe. Denn nur wer sein Wohlgefühl übersetzen (lassen) kann, bekommt das passende Raumerlebnis. Leider ist inzwischen die Architektur ebenso wie die Mode sehr stark vom Zeitgeist geprägt und was „in“ ist, beeinflusst Wahrnehmung und Auswahl.

Unsere Werbe-Kultur basiert fast ausschließlich auf dem Prinzip „sehen und haben wollen“. Manch eine/r hat jedoch am eigenen Leib erfahren, dass ein Einrichtungskatalog zwar schön anzusehen ist, doch wenn man selbst drin wohnt ist die rechte Stimmung irgendwie nicht mitgeliefert worden.

Was bei Möbeln eine teure Fehlinvestition sein kann, nimmt beim Hausbau ganz andere Dimensionen an. Darum macht es Sinn, die individuellen Wohnbedürfnisse losgelöst von der Mode zu betrachten, denn „the art of living“ ist tatsächlich eine Kunst und eng mit dem Lebensgefühl verbunden.

Als Feng Shui Beraterin und Geomantin arbeite ich gern mit Architekten wie Stephan Maria Lang, der seine Rolle so definiert: „Der Architekt als intuitiver Partner ist gefordert, das Gefühl für das Wohnen, das jeder in sich trägt, herauszuarbeiten. Er ist gefordert, sich auf die Besonderheit eines jeden Ortes einzulassen und mit der Persönlichkeit des Bauherren zu verbinden.” Denn „es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, und eine andere, die sie zerstört“, fügt Autor Reinhard Dellbrügge treffend hinzu.

Wichtig ist, bei der Planung auf die innere Harmonie zu achten, denn sie „trägt“ das gesamte Bauwerk und wirkt positiv auf das Wohlgefühl – und damit auf die Gesundheit. Eine stimmige Atmosphäre wird emotional als positive Raumqualität wahrgenommen. In solchen Räumen hält man sich gern auf, ist inspiriert und kann sich gleichzeitig erholen. Wer sich einen Raum wie eine dritte Haut vorstellen kann, weiß: Nur wer sich in seiner Haut wohlfühlt, kann sich entfalten.

Stephan Maria Lang setzt einen kurzen Fragenkatalog an den Anfang des Planungsprozesses:

  • Was brauche ich, um mich wohl zu fühlen?
  •  Welche Bedürfnisse beschäftigen mich?
  • Welche Sehnsüchte und Erinnerungen schlummern in mir, die ich in meinem Traumhaus umsetzen möchte?
  • Welche Vorstellungen vom Wohnen habe ich?

Ergänzend noch ein paar praktische Feng Shui Tipps, worauf bei der Planung geachtet werden sollte:

  • Rückenschutz. Fassaden aus Glas sind nur dann wirklich angenehm, wenn man nicht gezwungen ist, dauernd mit dem Rücken im Fenster zu sitzen.
  • Stauraum. Offenes Wohnen birgt oft das Dilemma, Schränke, Sidebords oder Kommoden zu stellen. Denn Dinge wollen verstaut werden und alles, was „offen rumsteht“, kann gefühltes Durcheinander verursachen. Darum lohnt sich vor der Planung eine (kritische) „Inventur“ aller Habseligkeiten oder geplanter Anschaffungen, um ein ausgewogenes Verhältnis von Offenheit und Stell-Wänden zu finden.
  • Möblierbarkeit der Räume im OG. In meinen Beratungen habe ich viele (Kinder)Zimmer gesehen, die keinerlei kreatives Ausprobieren erlauben, weil weder Bett, Schrank noch Schreibtisch umgestellt werden konnten. Fast wie in einer Flugzeugkabine, doch da kann man ja nach ein paar Stunden wieder aussteigen.
  • Noch ein Tipp: Ein „guter“ Raum ist eher quadratisch und hat zwei feste Wände – das heißt Wände, die nicht von Tür oder Fenster unterbrochen sind.

Und zuletzt soll auch hier noch einmal an die weisen Worte Winston Churchills erinnert werden:
„Zuerst formen wir die Häuser, dann formen die Häuser uns.“

Wie er bloss darauf gekommen ist? ! 🙂

Wer sich von faszinierender Architektur und wohltuenden Hinter-Gedanken von Architekten und Künstlern inspirieren lassen will, sei der 2018 entstandene Film „Architektur der Unendlichkeit“ von Christoph Schaub empfohlen. Ein wahrer Augen- und Herzensschmaus!

Das Foto ist übrigens aufgenommen von © Roberto Nickson


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Zurück auf Anfang – was ist nochmal Feng Shui?

Es gibt Menschen, die kriegen die Krise wenn sie nur Feng Shui hören. Die erklären, für vernünftige Menschen sei das nichts, Feng Shui komme schließlich aus der esoterischen Ecke, sei absolut unwissenschaftlich und ein aufgeklärter Geist falle auf so etwas nicht herein.

Ist das so? Was wird durch diese Aussage beurteilt? Die Schublade? Oder der Inhalt?

Es gibt mittlerweile sehr viel Literatur über Feng Shui und kein Autor, keine Autorin wird müde, die wunderbaren Dinge, die nach einer Beratung geschehen können, zu preisen. Doch wen erreichen sie damit? Alle Menschen? Oder nur die, zu deren Weltbild eh‘ schon gehört, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde als wir mit der Ratio zu fassen vermögen?

Himmel, Erde, Mensch und das Tao. Foto Pok_Rie

Himmel, Erde, Mensch und das Tao.                                                               Foto © Pok_Rie

Was ist Feng Shui? Oder sollte es besser heißen, womit befasst sich Feng Shui?

Feng Shui ist eine spirituelle Weisheitslehre aus China.* Gegenstand der Betrachtung sind Himmel, Erde und Mensch vereint durch das Tao, den Ursprung aller Dinge. So heißt es:

Der Mensch richtet sich nach der Erde.
Die Erde richtet sich nach dem Himmel.
Der Himmel richtet sich nach dem Sinn (Tao).
Der Sinn richtet sich nach sich selber.

Zitiert nach Adeline Yen Mah**

Das eine kann nicht isoliert vom anderen gesehen werden. Kurz gesagt wird ein Zusammenhang zwischen allem hergestellt, weil alles aus dem einen, dem Tao, geboren wurde. Wir Menschen leben unter demselben Himmel auf dieser Erde – können wir den tiefsten Sinn ergründen? Früher dauerte die Ausbildung zum Feng Shui Meister mindestens 20 Jahre. Während dieser Zeit lief der Adept mit dem Meister durch die Berge um Formen zu studieren, Yin und Yang in den klitzekleinen und riesig großen Dingen zu erkennen, lernte Formeln über Formeln und Zeichen und Zeiten zu deuten.

Heute geht das alles ein bisschen schneller. Längst stapfen nicht mehr alle Feng Shui Berater bei Wind und Wetter und zu allen Tages- und Nachtzeiten durch die Gegend, um die Qualität der Landschaft und der Zeit zu studieren. Doch ganz ohne geht es nicht und ich meine inzwischen, die Lehre von Wind und Wasser (Feng Shui) zu studieren braucht ein ganzes Leben. Mindestens.

Doch damals, als es noch kein google gab, da wollten die Menschen selbst herausfinden, in welcher Umgebung der Mensch und das, was er zum Leben braucht, am Besten gedeiht. Wo wachsen welche Pflanzen? Was brauchen Tiere, um gesund und kräftig zu sein?  Um viele Nachkommen zu gebären? Was brauchen Krieger – außer einer starken Ideologie – um auch unter widrigen Bedingungen im Gelände kampfesmutig und vor allem gesund zu bleiben? Und was konnte man tun wenn die Bedingungen nicht optimal waren, Menschen und Tiere kränkelten, die Pflanzen verkümmerten und Streit in der Gemeinschaft den Wohlstand bedrohte?

Das alles zu einer Zeit, als Menschen sich noch nicht getrennt von ihrer Umgebung erlebten. Animismus, der Glaube an das Einssein und dass alles in der Natur eine Seele hat. Wer erzählt seinen Kindern noch Weihnachtsmärchen? Wer träumt von einer „heilen“ Welt, in der alle Menschen in Frieden zusammen leben? Bei wem waren in der Nacht die Wichtel, so dass die Arbeit am Tage leichter von der Hand geht? Wer führt am Flussufer Gespräche mit den Wassergeistern? Wer betet vor wichtigen Terminen, lebensgefährlichen Operationen und vor Reisen zu unbekannten Zielen um Schutz und darum, dass alles gut gehen möge? Wer ist selbst dafür zu „aufgeklärt“?

Leben im Einklang. Von innen her wissen, dass ein Mensch nicht losgelöst von seiner Umwelt leben kann. Mehr noch, dass wir mit ihr identisch sind. „Jeder lebende Organismus ist Teil des Universums, und das Universum setzt sich aus uns allen zusammen. Wenn wir die Umwelt verschmutzen, um unser Leben angenehm zu gestalten, zerstören wir einen Teil von uns selbst, weil wir und das Universum ein und dasselbe sind,“ schreibt Adeline Yen Mah.

Wer von „Lebenskampf“ spricht und davon, die „Natur zu bezwingen“ sieht das Universum als Feind. Wer jedoch verinnerlicht hat, wie ganz kleine Dinge oder Begebenheiten dazu beitragen können, das Wohlbefinden zu beeinflussen, verabschiedet sich von Begrifflichkeiten wie Aberglaube oder nicht-wissenschaftlich-genug. Wer als Subjekt glaubt, objektiv sein zu können, irrt. Was wahr ist oder als wahr empfunden wird kann individuell sehr verschieden sein. Und kann dennoch stimmen.

Wir denken in Begriffen anstatt zu fühlen und erklären uns so die Welt. Daran hat sich im Grunde nichts geändert, noch immer suchen wir nach Erklärungen (dem Sinn). Doch fühlen kommt immer zuerst***. Allerdings hat „fühlen“ mit Vertrauen zu tun und das kommt immer öfter abhanden in einer Welt, in der „Dinge“ ihren Zauber verlieren.

Geht es Feng Shui darum?

Ja auch. Fühlen und beobachten. Dann erst denken, analysieren, berechnen. Immer jedoch gilt: Feng Shui sieht einen Zusammenhang zwischen Umwelt und Mensch, zwischen individuellen Anlagen, Raum und Wohlbefinden, zwischen Eindruck und Charakter. Jeder Mensch wird in Bedingungen geboren auf die er – oberflächlich betrachtet – keinen Einfluss hat. Doch wie verarbeitet ein Individuum was ihm geschieht? Warum wachsen manche Menschen an widrigen Umständen während andere daran zerbrechen würden? Das wollen wir heraus finden und vor allem, was JETZT zu tun ist – an diesem Ort, für diesen Mensch, zu dieser Zeit.

Von Anfang bis Ende dreht sich ein Leben um individuelles Potenzial, um Innenraum und Außenraum. Das Potenzial will gelebt und in die Welt gebracht werden, der Innenraum soll Schutz bieten, der Außenraum Möglichkeit geben, zu zeigen wer man ist und was man kann. Das alles geht nur, wenn genügend Lebenskraft da ist. Und nur darum geht es. Lebenskraft erhalten und wo möglich vermehren. Dadurch beitragen zu Wohlergehen und gutem Gelingen, zu Heilung und innerem Frieden.

Schon ganz früh prophezeite mir mein alter Lehrer: „Du erreichst nur die Menschen, die bereit sind und die etwas von dem verstehen wollen, was Du sagst. Argumente sind für den Kopf, doch die wahren Entscheidungen trifft das Herz. Wie beschreibst Du jemanden einen Sonnenaufgang, der die Farben nicht kennt? Nur von Herz zu Herz kannst Du Dich verständlich machen.“

Ich habe seine Worte heute mehr denn je im Ohr und glaube, daran übe ich mich ein ganzes Leben.


Wer noch nicht genug hat und mehr wissen will, wie wir unsere Welt konstruieren möge hier weiterlesen Deepak Chopra; Quantenbewusstsein

*Als Wissenschaftlerin würde ich natürlich nur zu gern schreiben Feng Shui sei eine Wissenschaft. Ich bin auch von Grund auf davon überzeugt, dass es so ist. Doch will ich mich hier nicht auf eine Diskussion darüber einlassen.  Mittlerweile bin ich eh‘ der Meinung: Wissenschaftler haben wir genug, Menschen die weise handeln noch längst nicht.

**Adeline Yen Mah, Der Ursprung der zehntausend Dinge

***Wer das nicht glaubt lese wissenschaftliche Abhandlungen über das „Bauchgehirn“