
„Ich habe mich mit Fluren und Spindräumen befasst, weil sie weitaus mehr als das Klassenzimmer oder die Schulbücherei dem Kind ohne Worte zu verstehen geben, welcher Geist und welche Absicht die Schule und damit diejenigen in der Gesellschaft, die Schulen für Kinder bauen, beherrscht. Das Klassenzimmer und die Bücherei werden für das gebaut, was die Schule vom Kind wünscht: Es soll lernen. Diese Räume zeugen deshalb mehr von dem, was wir vom Kind erwarten, und weniger von dem, was wir für das Kind wünschen. Die anderen Räume – Flure, Spinde, Speisesaal – dienen nicht dem Lernen, sondern gehören zum Sozialleben des Kindes. Wenn aber das gute Leben nicht in der Schule anfängt, werden nur wenige Kinder glauben, die Schule sei dazu da, ihnen zum guten Leben zu verhelfen.“
aus: Bruno Bettelheim, Geistige Gesundheit und Städtebau
08/12/2020 um 09:32
Fröhlichkeit ist ansteckend, erfreut uns alle . Soll die Schule aber „zum guten Leben erziehen“? oder: Lernen wir für das Leben? Was das aber heißt, muß nicht nur gelehrt, sondern geübt werden, im Kleinen und im Großen.
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08/12/2020 um 11:03
Ja, Gisela, doch es mag die Frage erlaubt sein, was wir in der Schule tatsächlich lernen.
Sicher muss im Leben vieles geübt werden – doch Lebensfreude ist meist angeboren und wir verlieren sie im Laufe der „Erziehung“. Dann können wir uns darin üben, sie wiederzufinden oder neu zu entdecken.
Bettelheim spricht übrigens nicht über Erziehung in dem von mir zitierten Text sondern sagt: „Wenn das gute Leben nicht in der Schule anfängt …“ – und spricht etwas dagegen, dass es da (oder früher) beginnt oder dass Menschen ein „gutes Leben“ führen dürfen?
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08/12/2020 um 11:07
Was heißt “ ein gutes Leben führen“? Ich entdecke darin die Versuchung zu Bequemlichkeit und Genießen.
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09/12/2020 um 13:13
Wenn das deine Ansicht ist, Gisela, dann ist das so.
Da alle „Botschaften“ vom Empfänger auf den Ebenen: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell interpretiert werden können, sind wir frei, geäußerte Worte zu verstehen, wie sie uns entsprechen.
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09/12/2020 um 13:40
Ja, davon bin ich stets ausgegangen, daß freie Äußerungen erwünscht sind. Dann ist ja auch eine Basis da, um vom Schreibenden – im Gespräch und Austausch – zu erfahren, wie er/sie es gemeint hat.
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