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für Raum und Leben

Advent, Advent – 5. Türchen

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Obwohl nur ein Teil seiner Krone sichtbar ist – dieser Baum ist der Hüter des Platzes und der Häuser. Danke © Marie Bellando-Mitjans

Der Winter ist die beste Zeit, Gartenpläne auszubrüten. Vielleicht ist es ja an der Zeit, im nächsten Jahr einen Baum zu pflanzen? Seit ich auch als Geomantin arbeite, nehme ich vor Beratungen meist Kontakt zu den Bäumen auf und finde heraus, ob es einen „Hausbaum“ gibt. Das ist der, der in ganz besonderer Beziehung zum Haus steht.

Ein Hausbaum wacht über das Haus und nimmt teil am Leben der Familie(n). Vor einigen Jahren besuchte ich das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, und hatte anfangs ein paar Schwierigkeiten, es wiederzuerkennen. Doch als ich um die Ecke in den grünen Hinterhof bog, da stand sie ganz still und begrüßte mich. Die Weide, die mich durch meine Kindheit begleitete.

Wir haben uns gleich wiedererkannt und ich saß die halbe Nacht in ihren Ästen und erzählte ihr von meinem Leben. Manchmal fuhr ein Wind durch die Zweige und dann raschelten ihre Blätter und stimmten in unsere Unterhaltung ein. „Ach Kind“, schien sie zu sagen und ich war so selig wie damals. Weiden gehören zum Wasser-Äther und beflügeln das emotionale und romantische Gemüt.

Heute schaut mir eine Birke ins Fenster und nimmt auf ihre Weise teil an meinem Leben. Während ich beobachte, wie ihr Blätterkleid sich verändert, schickt sie mir geheime Botschaften. Abends raschelt mich ihr feines Laub in den Schlaf, morgens begrüßt sie mich mit einem Klang, so fein wie Silberfäden. Daran kann ich mittlerweile erkennen, wie das Wetter wird.

Die Birke ist ein Symbol für den Neubeginn. In der Astrologie wird sie der Venus zugeordnet und repräsentiert vermutlich deshalb die Attribute Schönheit, Weiblichkeit und Widerstandskraft. Einige sagen sogar, die Birke sei der Weltenbaum der Schamanen. In puncto Bodenbeschaffenheit sind Birken sehr anspruchslos und die ersten, die auf Brachland wachsen. Damit ermöglichen Birken anderen Bäumen, sich anzusiedeln und das, obwohl diese ihr nach kurzer Zeit Licht und Lebensraum nehmen.

Kraft ist ein weiteres Kennzeichen der Birke, und sie gilt als gutes Omen für Liebe, Erfolg und Gesundheit. Kleines Paradox: Die Birke sollte früher Schutz vor dem Treiben der Hexen bieten, allerdings banden diese ihre Besen aus Birke und Ginster 🙂 . In der Geomantie gehört die Birke aufgrund ihrer Wuchsform zum Luftäther. Dieser wirkt anregend auf das Denken, die Klarheit und die Logik. Außerdem gilt die Birke als Baum des Lichts, der Poesie und der Leichtigkeit. Damit wäre sie ein guter Hausbaum für Schulen, Universitäten und generell überall da, wo viel gedacht und Weitblick geschätzt wird.

Dynamik könnte dagegen das Stichwort für die schnellwachsende Pappel sein. Wie ein ausgestreckter Zeigefinger reckt sie sich dem Himmel entgegen, weshalb Geomanten sie zum Feueräther zählen. Der Feueräther fordert, aus sich heraus zu gehen, zu beschleunigen und klar auf das Ziel orientiert zu bleiben. Es heißt, Napoleon ließ Pappeln pflanzen, um die Soldaten beim Marschieren auf Trab zu bringen.

Vielleicht sollte man heute überdenken, Pappeln an Alleen zu pflanzen, denn schnurgerade Straßen verleiten eh zum Geschwindigkeitsrausch. Als Hausbaum würde die Pappel sicher gut zu Sportanlagen passen, damit Schnelligkeit, Kampfgeist und Wille sich spielerisch entfalten können. Im Keltischen Baumkalender lautet die Kapitelüberschrift zur Pappel: Sie, die Ungewissheit überwindet. Vielleicht, weil der Fokus aufs Ziel jeden Zweifel ausräumt.

Einen herrlichen Hausbaum gibt die Walnuss. Ich würde sie dem Erdäther zuordnen, denn die Wuchsform vermittelt Geborgenheit, ihre dichte Krone bietet Schutz vor Regen und Sonne und sie versorgt uns vor dem kargen Winter mit nahrhaften Nüssen. Symbolisch steht ein Walnussbaum für Fruchtbarkeit und Sinneslust. Weil Walnüsse das Yang stärken, gilt in China selbstgemachte Walnussmilch als echtes Aphrodisiakum. Und ihre Blätter enthalten Gerbsaft, weshalb die Bauern mit ihnen die Erdlöcher der Tupenzwiebeln auslegen, um sie vor Mäusefraß zu schützen. Astrologisch gesehen gehört der Walnussbaum zur Sonne und zum Uranus.

Bäume sind König und Königin im Pflanzenreich. Hinter jeder Art stehen geistige Wirkprinzipien, die sich natürlich viel weiter aufschlüsseln lassen, als dieser kleine Ausschnitt hier wiederzugeben vermag. Doch gerade in unsicheren Zeiten können Bäume uns stabilisieren. Mit der Krone im Himmel und mit den Wurzeln tief in der Erde verankert stellt jeder Baum – genau wie jeder Mensch – eine Weltenachse, eine axis mundi, dar. Bäume stehen uns stabil zur Seite und erinnern uns, dass auch unsere Kronen in den Himmel und unsere Wurzeln tief in die Erde reichen.

17 Kommentare zu “Advent, Advent – 5. Türchen

  1. DANKE für diesen erwärmenden Beitrag zu unseren lebenslangen Begleitern, den Bäumen!
    Kennst Du das wunderbare Buch von Fred Hageneder vom Geist der Bäume?
    Ein inspiriertes Wochenende wird das mit diesen so weitreichenden Baumgedanken…
    Herzliche Grüsse schickt Dir
    sigrid

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    • Nein, sigrid, das Buch kenne ich nicht und schreibe es gleich auf meine Wunschliste. Danke für den Tipp und ja, in Fischerhude gibt es viele Königinnen und Könige der unterschiedlichsten Art.
      Herzliche Grüße in diesen scneeverzuckerten, frostigen Morgen!

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  2. Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag über die Bäume, sehr spannend! Liebe Grüße, Annette

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  3. Danke. Das war schön zu lesen. Welches Buch über Geomantie würdest du für Anfängerinnen empfehlen?

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    • Da fällt mir spontan ein: Der Paradiesgarten von Stefan Brönnle. Das Lesen dieses Buches führt dazu, die Umgebung mit anderen Augen zu betrachten und zur Erkenntnis, dass die Kunst der energetischen Landschaftsgestaltung schon früh in Europa angewandt wurde – wir haben sie sozusagen längst in unserer Tradition und brauchen gar nicht nur nach Asien schauen. Zumal sich die natürlichen Bedigungen und kulturellen Vorstellungen doch sehr von den unsrigen in Europa unterscheiden. Viel Spaß beim Lesen, liebe Alraune!

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  4. Ich lese diese Reihe des Adventskalenders jeden Tag, und immer finde ich wunderbare Impulse darin, liebe Susanne. Manchmal möchte ich nach dem Lesen vieles umkrempeln, „richtiger“ machen, aber leider fühle ich fast im selben Moment, dass solches Umkrempeln meine Kraft und Lebensjahre überfordern würde. Dennoch, Kleinigkeiten lassen sich richten, einiges lässt sich verbessern und verschönern. Und vor allem: einiges lässt sich besser verstehen.
    Zu Hause hatten wir einen Lindenbaum im Vorgarten, von unserem Vater gepflanzt, vierzig Jahre lang wuchs er, bis unsere Mutter das Haus verlassen musste und andere Mieter kamen. Die Linde verschwand, um einer Garagenausfahrt Platz zu machen. Das sah ich bei meinem ersten Wiederbesuch der Heimatstadt, und es war mir, als wäre alles verdorben.
    Wir haben hier die Olivenbäume um uns stehen, sie prägen das Land am meisten. Dazu kommen die wilden Zypressenhaine. Aber um der Erinnerungen an die Kindheit meines Mannes mit den besonderen Gerüchen zu ehren, pflanzte ich eine Pinie, ein winziges Bäumchen, und zu nahe ans Haus. Nach zwanzig Jahren ist es ein gewaltiger Baum geworden, höher als unser „Turm“, und Jahr für Jahr mussten wir ihm Äste abschneiden, damit er das Haus nicht erdrückt und vom Kamin Feuer empfängt. eigentlich ist er ein Fremdkörper, aber nun:ist er da, ein herrlicher Baum.
    Erwähnen möchte ich noch den Mandelbaum, den wir pflanzten. Es war der dritte Versuch, zwei Bäumchen gingen ein, weil wir sie zu oft gossen. Mandelbäume brauchen kein Wasser. Dieser ist jetzt etwa 15 Jahre alt und natürlich noch ein schmächtiger Baum, Aber ich liebe ihn sehr.

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    • Deine Worte freuen mein Herz, liebe Gerda – denn die Sehnsucht wecken, das war und ist mir ja ein hohes Anliegen.

      Es „richtiger“ machen zu wollen ist sicher ein manchmal schwer zu erfüllender Anspruch. Oft reicht es vielleicht schon, die Dinge in der Natur und im Haus einmal aus anderer Warte zu betrachten oder ihr Eigenleben und ihre Ausstrahlung zu bemerken. Nicht immer müssen die Veränderungen groß sein, um eine gewünschte Wirkung zu erzielen.

      Ja, Bäume prägen unser Empfinden ganz erheblich und wie eine Landschaft, ein Grundstück oder eine Straße wahrgenommen werden ist oft ihr Verdienst. Wo Bäume fehlen ist’s oft grauslich, das haben uns die Supersommer der letzten Jahre in den Innenstädten deutlich gemacht. Eine Jalousie kann niemals einen Baum „ersetzen“.

      Linden haben einen sehr schönen Charakter, sie stehen für Gerechtigkeit und Milde. Früher wurden Linden in den Dorfmittelpunkt gepflanzt, um das Leben in der Dorfgemeinschaft mit ihrer Ausstrahlung zu prägen. Und als die Gerichtsverhandlungen noch auf öffentlichen Plätzen abgehalten wurden waren die Delinquenten froh, wenn die Richter (dank der Linde) milde Urteile sprachen.

      Bei jeder Gartenberatung empfehle ich, das Wachstum der Bäume und Pflanzen zu bedenken, denn viele werden um sovieles größer, als man sich das zu Anfang vorzustellen vermag. Gut ist’s, die Äste bei abnehmendem Mond und am besten in Herbst oder Winter zu beschneiden, wenn der Saft sich eh zurückzieht. Und reden hilft – ich glaube auch Bäume erschrecken, wenn man unvermutet mit Säge oder Astschere zum Beschnitt dasteht. Ein paar Tage vorher Bescheid sagen und die Helferwesen bitten, dass der „Eingriff“ glimpflich verarbeitet wird empfinde ich als respektvollen Umgang mit dem Lebewesen. Es merkt ja selbst, dass es eng oder heiß wird – und wie alle Wesen freuen sich auch Bäume über Anteilnahme und Ansprache.

      Danke dafür, dass du mich / uns teilhaben läßt an deinen Gedanken und Erinnerungen, liebe Gerda!

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  5. oh, wie schön!
    hab vielen dank, liebe susanne!

    wenn ich aus meinem ostfenster schaue, grüßt mich eine eberesche, das nordfenster zeigt mir mehrere tannen, im süden steht nah eine weide und etwas weiter weg residieren zwei riesige ebereschenmajestäten. die größere von beiden liebe ich am allermeisten: ein teil ihrer krone und der himmel – das ist das erste, was meine augen beim aufwachen fassen …

    💕 pega

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    • Das klingt nach wunderbar viel Grün und schönen geistigen Wirkkräften, liebe pega!

      Ich werde auch nicht müde, Bäume zu betrachten und zu fühlen, ihnen zu hören und auf sie hinauf zu steigen. Sie sind mir wie Brüder und Schwestern, die ganz wunderbar vernetzt und in sozialer Gemeinschaft füreinander da sind. Große Vorbilder für uns Menschen!

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  6. Baeume sind fuer mich das Elexier meines Lebens, in meiner Kindheit habe ich Stunden oben in dem Weidenbaum verbracht, ich fuehlte mich sicher und war mein Selbst, Die Birke war mein Lieblingsbaum als ich in Deutschland lebte, und hier in den USA, ist es der Eukalyptus Baum, welcher jetzt im Moment blueht. Schoene Gedanken die du teilst, Susanne, danke dir. Oh, heute hab ich es sogar geschafft in Deutsch zu schreiben. Auf einem Spaziergang heute, sah ich eine wunderbare Pinie, ich hab mich drunter gestellt und fuehlte mich gluecklch, naturelich habe ich es photographiert.

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    • Ja, Bäume sind auch meine Freunde und in der Hobbitlegende war und bin ich noch immer fasziniert von den Ents.

      Sich an den Stamm einer Buche oder einer Eiche zu lehnen, im Geäst der Weide zu verweilen oder die warme Rinde eines Holunders zu spüren, immer sind das innige Begegnungen.

      Ich freue mich auf deine Fotos der Pinie, Cornelia. Als ich in Amerika lebte musste ich mich auch erstmal umstellen, weil ich die mir bis dahin bekannten Arten nicht fand.

      Hier in der Nähe steht in einem Naturwald eine tausend-jährige Eiche und sie ist zwar schon arg von der Zeit gezeichnet, doch noch immer lebendig und voller Würde. Alles Liebe nach CA !!! 🌳🌳🌳

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