
Die daoistische Linie des Feng Shui nutzt Talismane für jede Gelegenheit. Der Feng Shui Meister, in dessen Lehre ich ging, verwendet sie für alles mögliche: für Segnung und Schutz, für den Ausgleich von Fehlbereichen, bei Krankheiten, für Geldfluss und glückbringende Beziehungen, bei unerfülltem Kinderwunsch oder für Mutter und Kind nach der Geburt – es gibt wirklich unzählige Anwendungsmöglichkeiten.
Gerade in diesen Zeiten, in denen die Gesundheit als hohes Gut gehandelt und manchen Menschen scheinbar das erste Mal bewusst wird, dass unser Körper sterblich ist und Leben keine Garantie für lineare Vorhersehbarkeit übernimmt, kann es eine schöne Sache sein, sich mit Hilfe eines Talismans psychisch zu stärken. Wie alle Symbole ist ein Talisman ein Abbild aus dem seelisch-geistigen Raum. Meist ist er mit dem Wunsch verbunden, von höhreren Mächten vor der Unbill irdischer oder niederer Kräfte beschützt zu werden. Auch Worte besitzen Macht und können jedes Anliegen bekräftigen.
Vor einigen Tagen las ich einen besonders schönen Segenswunsch, der über Herd oder Ofen gehängt werden kann. Die Küche ist schließlich ein wundersamer Ort, denn hier betätigen wir uns als Alchemist-inn-en, während wir unsere Lebensmittel in schmackhafte und gesunde Gerichte verwandeln. Und im Feng Shui gilt die Küche als das Herz jeder Behausung.
Der folgende Segensspruch ist der keltischen Göttin Brigid gewidmet. Mir gefällt er besonders, weil er uns an die Reihe unserer Ahninnen und Ahnen erinnert. Denn ohne jedes einzelne Paar von Anbeginn an gäbe es Dich, Sie, mich, uns alle nicht. Gerade in dieser Jahreszeit lohnt es sich, gelegentlich zurückblicken und auch an die uns unbekannten Vorfahren zu denken. Erde und Himmel zu danken, die sie ernährten, behüteten und auf ihren Wegen begleiteten und ihnen zu danken, dass sie es ermöglichten, dass wir auf die Welt kamen.
Brigid vom Mantel umgib uns,
Herrin der Lampe beschütz uns,
Hüterin des Herdes entzünde uns
unter dem Mantel verein uns
und gib uns dem Gedächtnis wieder.
Mütter unserer Mutter, Vormütter stark,
führt mit eurer Hand die unsrige,
erinnert uns, das Herdfeuer zu entfachen,
es leuchtend hell zu halten, die Flamme zu hüten.
Eure Hände sind unsre, Tag und Nacht
Brigids Mantel um uns,
Brigids Gedächtnis in uns,
Brigids Schutz, uns vor Schaden zu bewahren,
vor Unwissenheit, vor Herzlosigkeit,
diesen Tag und diese Nacht,
von Morgengrauen bis Dunkel,
vom Dunkel bis zum Morgengrau.
zusammengestellt von Cailin Matthews, aus
Anam Čara von John O’Donohue
Wie unsere Vorfahren werden auch wir eines Tages in dieser Form nicht mehr sein – und doch bleibt etwas von uns: unsere Nachkommen, unsere Gedanken und unsere Taten. Das, was wir für andere getan haben, damit es ihnen und ihren Nachkommen wohlergeht. So hart es für manche sein mag in dieser Zeit der Unsicherheit, der Isolation, der Zweifel und Ängste – wir sind nicht die Ersten, die durch harte Zeiten geprüft werden und wir werden auch nicht die Letzten sein. Eine gute Zeit also, sich in eine Reihe zu stellen und ein bisschen weiter und größer zu denken.
18/11/2020 um 10:36
Danke für diese so wesentlichen Gedanken in einer scheinbar geschichtslosen Zeit. sigrid
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18/11/2020 um 10:41
Ja, wenn wir eines nicht sind, dann „geschichtslos“ – welch ein schönes Wort! Danke dafür!
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18/11/2020 um 11:06
Nein, geschichtslos sind wir nicht, tief reicht Geschichte in uns hinein, nicht nur durch die Erblinie, sondern auch durch unsere Prägungen, unser vermeintliches oder tatsächliches Wissen, unsere Technologien, unsere Vorleben. Das Herdfeuer entfachen wir nicht mehr, dies Wissen geht uns langsam verloren, doch Unwissenheit und Herzlosigkeit sind wie immer eine Bedrohung, vor der uns höhere Geistwesen schützen mögen, wenn wir es selbst nicht können.
Immer spüre ich die Geschichte als lebendige Wurzel in mir,
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18/11/2020 um 20:05
So sei es, ein wunderbares Geschenk der Verbundenheit.
Und auch wenn viele nicht mehr auf offenem Feuer kochen, das Wissen ist nicht verloren, es schläft nur. Wer weiß schon, ob wir nicht kurz davor sind, es wieder zu erwecken, liebe Gerda.
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18/11/2020 um 20:55
Ohne Streichhölzer dürfte so manche Schwierigkeiten haben (ich auch) 😉
Wir müssten wieder lernen, das Feuer zu hüten 🙂
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18/11/2020 um 22:44
gewusst wie ist es nicht ganz so schwer, braucht aber Ausdauer 😉 … genau wie ein Feuer zu hüten …
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18/11/2020 um 14:29
Ausgedruckt und schon wird die Küche noch schöner! Danke!!!
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18/11/2020 um 20:11
Wie wunderbar, Brigid wird sich freuen und ich freu mich mit!
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19/11/2020 um 03:23
Das ist ein wirklich wunderschoener Segensspruch von Brigid, eine Weisheit welche wir uns trotz der modernst ausgestattenen Kuechen in unseren Sinnen behalten sollten. It’s always about Simplicity and Gratitude, even to our anchestors. Ich erinnere mich an meine liebste Tante , die 104 Jahre werden konnte, sie hat immer vor dem Zubereiten eines Mahls, alle Zutaen in ein Gebet eingeschlosen, selbst fuer Ihren beruehmten Apfelstrudel,
Schoen wieder von dir zu hoeren, liebe Susanne. Liebe Gruesse aus Californien.
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19/11/2020 um 18:16
Ja, so einfach und so wunderbar, danke für die geteilte Erinnerung an deine liebe Tante, Cornelia, auf diese Weise bleiben wir alle – mit unseren kleinen oder großen Eigenheiten – unvergessen.
Liebste Grüße aus dem Norden!
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20/11/2020 um 03:24
Ja diese Verbindungen sind wunderschoen, danke dir Susanne fuer deine Antwort. Dieses Mal geht das Deutsch fliessender.
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21/11/2020 um 23:22
🙂
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19/11/2020 um 10:41
‚Anam Čara‘ – eines von den liebsten Büchern. Danke für den wunderbaren Segen von Brigid. Da könnte ich doch mal Nadel und Faden walten lassen. Herzensgrüße, Susanne
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19/11/2020 um 18:18
Oh ja, das wird bestimmt ein wunderbares Stück, Susanne. Nadel und Faden sind in diesen Tagen auch mal wieder meine liebsten Werkzeuge 😉 Herzensgrüße zurück!
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19/11/2020 um 18:30
Zum Thema Nadel, Faden, Hausfrau, kochen und weibiche Kraft darf ich euch das Buch „Die schamanische Kraft im Alltag“ https://www.cambra-skade.de/b%c3%bccher.html wärmstens ans Herz legen. Es ist bei aller Ernsthaftigkeit so lustig und leicht, dass es eine Freude ist. Für geneigte Frauen und Schwestern ein wunderbares Geschenk 🙂 Und dazu den Film https://www.youtube.com/watch?v=eA1hZdb4ZQI&frags=pl%2Cwn – ich hab den Film vor dem Buch angesehen… überraschend anders. Beides ist mir zu-gefallen…
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19/11/2020 um 18:41
Herrlich – Cambra Skadé, eine meiner liebsten … ! Ihre Bücher und einige Filme kenne ich, doch diesen über die magische Hausarbeit am Herd habe ich gerade zum ersten Mal angeschaut 🙂 🙂 – danke dafür, Michi!!!
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19/11/2020 um 18:49
Der Film fängt so „bieder“ an und entwickelt sich in eine ganz andere Richtung. Ja und den Humor, den ihre Bücher transportieren… ich hatte mal versucht, Sätze aus dem oben genannten Buch zum verschenken herauszuschreiben, bin nicht fertig geworden. Das Bild zB mit dem Staubsauger und den Federn und Glöckchen dran – das ist Magie 🙂 🙂 Max Goldt würde sagen „Staub ernten“
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19/11/2020 um 18:55
Dankeschön Michi – auf Wunsch behalte ich den zweiten Teil der Nachricht für mich. Ich habe es ganz anders rum gemacht: nach langen Jahren der Abkürzung genieße ich nun jede Silbe meines langen, langen (!) Namens. Manche halten gar nicht aus, wie lange es dauert ihn zu nennen, und beginnen regelrecht zu zappeln 😉 . Doch ich bin nun ganz in ihn hineingewachsen und mit der Zeit immer gelassener geworden … – und solche Schürzen trage ich übrigens mit Vorliebe (nicht nur in der Küche) 🙂
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