Inspiration

für Raum und Leben

Motto des Tages – Mittwoch

20 Kommentare

Zu Beginn – ein Block aus Stein. Michelangelo’s David im Detail, gesehen von © Taylor Smith

„Der Bildhauer schafft die schöne Statue, indem er solche Teile des Marmorblocks wegnimmt,
die nicht gebraucht werden – es ist ein Prozess der Entfernung.“
Elbert Hubbard – Künstler

„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn nichts mehr hinzuzufügen ist,
sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.“
Antoine des Saint-Exupéry – Schriftsteller

Das Motto des Tages befasst sich noch einmal mit dem Wegnehmen, dem Entfernen. Dabei muss ein Raum nicht minimalistisch kahl sein, wenn das nicht behagt.

Ich selbst habe lange – vergeblich – dieses Ideal zu erreichen versucht. Bis eine Freundin mich darauf brachte, dass ich damit meine Persönlichkeit beschneiden würde, „denn du bist so kreativ, du brauchst doch Sachen um dich herum, die dich inspirieren.“

In dem Moment wurde mir klar, dass ein Ideal, das nicht zu einem passt, bloss in die Irre führt. Doch nach wie vor treibt mich das Verlangen nach Essenz und Balance, innen wie außen. Perfekt ist es für mich dann, wenn im Zusammenspiel mit Proportion und Harmonie – im Raum, im Klang und in der Form – die innere Gewissheit sagt: Jetzt ist ES stimmig.

 

20 Kommentare zu “Motto des Tages – Mittwoch

  1. In der Malerei nimmt man nicht weg, sondern fügt hinzu. Das ist der umgekrte Vorgang der Bildhauerei aus Stein oder Holz: du hast nichts, der Horror vacui vor der leeren Fläche – der erste Strich, die erste Farbe, die die weiße Fläche in Bewegung setzen und durch nichts wieder beseitigt werden können. Es sind Setzungen für alle Ewigkeit. „beim ersten Schritte sind wir frei, beim zweiten sind wir Knechte“ (Goethe, Faust)
    Eine Frage: Wie gehst du mit der Tatsache um, dass Räume fast nie von nur einer Person bewohnt werden? Und Menschen sehr verschiedene Bedürfnisse haben?

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    • Was dir die leere Leinwand, Gerda, war mir lange lange die leere Seite. Und ist es manchmal noch, doch dann beginne ich einfach drauf los zu schreiben und nehme am Ende alles wieder weg, was nicht mehr passt …
      Das ist eine sehr interessante Frage die du stellst, Gerda. Doch in all den Jahren ist es mir erst selten passiert, dass Menschen, die zusammen leben, sich nicht einigen konnten oder wollten. Schwierig war es manchmal bei WG’s und den unterschiedlichen Bedürfnissen nach Ordnung der Gemeinschaftsbereiche oder nach Rückzugsorten. Doch im wohlwollenden Gespräch mit einer neutralen Person (mir) gelang es bisher immer, Verständnis bei allen Beteiligten für unterschiedliche Bedürfnisse zu erzeugen.
      Außerdem biete ich auch Aufstellungen an und da, wo es keine Einigung zu geben scheint, waren bisher alle einverstanden, ein schwieriges Thema des Zusammenlebens oder der Frage, wie soll es weitergehen, aufzustellen. Das brachte bislang immer Einblick auch in die dahinter liegenden Themen und wo nicht mehr gemauert wird öffnen sich Türen, die vorher gar nicht da waren. Ich glaube, dazu schreibe ich mal einen Blogartikel, danke für deine Anregung!

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  2. Am Wochenende habe ich einen Bildhauer kennengelernt, dessen Werke ich wunderbarer Weise eine Woche vorher sehr bewundert habe ohne ihn zu kennen. Es gibt Menschen, die in der Lage sind, mit einfachen Formen so unendlich viel auszudrücken. Bin ich doch selbst so ganz anders. Lebe in der Fülle, liebe es verspielt und doch empfinde ich mich als ganz einfach.- Ist das ein Widerspruch? Ich weiß es nicht. Mich bechäftigt das Thema Reduktion schon eine ganze Weile. Es ist ein spannendes Feld.

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    • Ach, herrliche, entzückende Paradoxien – laden nicht gerade die unauflöslichen Widersprüche dazu ein, über sich zu lachen, Neues zu entdecken und sich einfach zu freuen, lebendig zu sein?!

      Ja, Reduktion ist auch mein Thema, obwohl ich mir die Vielfalt mittlerweile gestatte – tatsächlich freue ich mich über das regelmäßige Chaos in meinen Räumen seit ich weiß, das extremer Minimalismus gar nicht zu mir passt. Und gerade letztes Wochenende bin ich dank eines Stückleins Birkenrinde auf die glorreiche Lösung eines lang gehegten Rätsels gekommen. Die Maserung der Rinde zeigt mir auf, dass, sobald jedes Teil einen Platz findet, es keine Unordnung mehr gibt … Freu!

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  3. Ich muss gar nicht bis Freitag warten – das ist mein Lieblings-Motto der Woche samt Bild und Aussprüchen und Text. Bravo!
    So wahr und berührend. Mit Herzensgrüßen aus Hamburg, Daniela

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    • Danke für dein klares Votum, liebe Daniela. Ich freu mich, wieder mal von dir zu hören und auch, dass dich gerade dieses Motto so berührt. Sehen wir uns im Oktober in HH? Herzensgrüße von Susanne

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  4. “ Jetzt ist ES stimmig“, – ja, dann sind wir auch selbst im Gleichgewicht und in der Balance. Wir sind ja Geschöpfe und suchen in der Schöpfung Weg und Ziel….. Entfernen wir uns im Eigenwillen zu weit von dem Ursprung, der Quelle, verlieren wir auch uns selbst. Daher ist es wichtig, auf „die innere Stimme“ zu lauschen und von anderen Stimmen möglichst unabhängig zu werden. Wer ernsthaft Antworten sucht,kann sie auch finden.

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    • Schöne und zuzeiten auch tröstliche Worte, die du da findest, Gisela. Danke dafür. Manchmal denke ich auch, die Außenwelt wird immer lauter, damit wir das Lauschen verlernen und die innere Stimme nicht mehr hören. Und ahne, dass Menschen, die den Stempel des „nicht mehr fraglos funktionierens“ tragen sich längst auf den Weg zur Quelle gemacht haben …

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      • „nicht mehr fraglos funktionieren“, – ja das werden immer mehr Menschen, ob jung oder alt.

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      • 🕊 ja, und dabei können wir uns gegenseitig unterstützen: Die Jungen die Alten und die Alten die Jungen … ein schönes Bild!

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      • Ja, das können wir. Doch zuerst müssen wir selbst in uns sicher werden und unseren Weg finden.

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      • Liebe Susanne, wenn Du den Chue-Foundation-Kurs meinst, leider nicht. Durch Corona habe ich mein Business vorerst auf Eis gelegt und mich um das Home-Schooling und Familienmanagement gekümmert. So langsam melden sich die Kunden wieder, so dass evtl. im kommenden Jahr mal wieder ein Seminar für mich drin ist. 😉

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      • Ai schade, Daniela, und ja, diese Zeit bringt viele Umbrüche und Neuorientierungen. Doch ist es ja genau das, was wir (theoretisch) über da 9. Fate gelernt haben und jetzt dürfen wir live dabei sein 😉 …

        Ja, ich werde beim Chue-Kurs als Übersetzerin teilnehmen, schade dass wir uns nicht sehen. Doch sicher gibt es eine andere Gelegenheit. Herzlich nach HH!

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  5. Der hat irgendwie knochige Finger, der Michi.

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  6. Interessantes Motto, Susanne. In meiner Arbeit als Photographin, tendiere ich mehr und mehr , nur das essenzielle in’s Bild zu fassen, sorry for my lack of German. Mit den Jahren lasse ich immer mehr weg von Dingen die von dem eigentlichen Objekt nur ablenken und einfach nur die Essenz ( essence) zu erfassen. Heute ist mein Deutsch nicht gerade praechtig, sorry.

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    • Ja, wem es gelingt zur Essenz zu gelangen, der ist wirklich gesegnet. Ich erkenne das in deinen Fotos, Cornelia und bin jedesmal fasziniert. In jedem Detail ist die Schönheit des Ganzen ja schon enthalten und das wirklich zu „sehen“ ist wundervoll!
      I wish I could come over to have a chat with you, Cornelia, I’m pretty sure we would have wonderful converstations, mixed languages, double fun 🙂

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