Inspiration

für Raum und Leben

Das Schicksal annehmen oder wenden?

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Wozu ist Feng Shui eigentlich gut?

Für mich ist es wichtig, das, was was ich tue, gelegentlich kritisch zu beleuchten. Die letzten Monate hatte ich ausgiebig Gelegenheit dazu und es begann damit, dass ich, einem Impuls folgend, meinen Schreibtisch umstellte. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden – allerdings habe ich nach vollbrachtem Werk erstmal gestutzt: Das würde Feng Shui nie erlauben, war mein erster Gedanke „danach“.

Verbotene Früchte schmecken doppelt so süß!  Danke © Luca Volpe

Hoppla, fragen Sie jetzt vielleicht – eine Feng Shui Beraterin, die der eigenen Lehre buchstäblich den Rücken kehrt? Genau, ich sitze nämlich jetzt mit Blick aus dem Fenster und mit dem Rücken zur Tür. Olala! Zugegeben haben mich Fotos von den Schreibstübchen bekannter Autoren und Autorinnen schon immer fasziniert, und nicht selten hatten sie ihren Tisch so gerückt, dass ein herrlicher Ausblick nach draußen den (Innen-)Raum buchstäblich erweiterte. Das, was mich an den Werken schließlich beeindruckt, doch selbst hatte ich mich beständig an das Schildkrötenprinzip gehalten.

Zum Glück war das nicht meine erste kritische Begegnung mit den Dogmen der Lehre, und zahlreiche innere und äußere Auseinandersetzungen liegen schon hinter mir. Doch immer wieder ringen die Fragen in mir, diesmal zum Beispiel „Was genau ist das Gute an Feng Shui und was bringt es“ mit „Wo ist auch mal Schluss mit all den Versprechen / mit all den Verboten“?! Ich tauche ja gerne tief, auch wenn meine Freundin Jutta meint, ich gehöre eher zu den Flachwurzlern.

Standhaft und frei – Danke © jplenio

Dazu ein kurzer Exkurs

Flachwurzler sind Bäume oder andere Pflanzen mit Wurzeln, die sich tellerförmig in den oberen Bodenschichten ausbreiten. Zu ihnen gehören viele Fichtenarten, die Hainbuchen und die Weiden. Bei schlechten Bodenverhältnissen können Flachwurzler keinen optimalen Halt finden und sind bei starkem Sturm gefährdet, umzustürzen. Bei guten Bodenverhältnissen und auf geeigneten Gesteinen können Flachwurzler oftmals ein gutes Wurzelsystem entwickeln und an ganze Gesteinsbrocken anwachsen. Sie sind dann in der Regel standfest.“ – aus: Wikipedia

So kam ich drauf, dass die Bodenverhältnisse* ganz entscheidend für das Gedeihen sind. Gibt der Boden keinen Halt können widrige Umstände von außen dazu führen, dass der Baum kippt. Für ihn ist dann salopp gesagt Ende im Gelände, der Mensch allerdings kann sich berappeln und wieder aufstehen. Das ist, um zurück zum Thema zu kommen, die Art mit Schicksal umzugehen.

Jede Form erzeugt Energie – übrigens immer, auch ohne dass man die Gesetze des Feng Shui anwendet. Wie die erzeugte Energie verwendet wird, das ist für mich das großartige Werkzeug des Feng Shui! Als Beraterin habe ich gelernt „Energie“ zu lesen und mich mantisch, also weissagend, zu betätigen: Ich kann ahnen, dass das und das, die und die Folgen haben wird.

„Das“ anschauend kann ich also abwägen und eine Entscheidung treffen: Soll es so kommen, damit ich mich erproben kann? Kämpfe oder tanze ich mit dem Wind? Bleibe ich statisch oder übe ich mich in Beweglichkeit? Falle ich hin und erlebe den Sturz mit allen Sinnen, oder will ich diese Erfahrung vermeiden? Bleibe ich liegen oder stehe ich wieder auf? Es gibt Sportarten, da wird das Fallen exzessiv geübt, um geschmeidig zu bleiben und jederzeit vorbereitet zu sein. Darauf, mit der Kraft zu gehen anstatt dagegen.

Diesmal komme ich also zur Erkenntnis, dass genau darin jetzt der Sinn liegt. Wie ich dem Unausweichlichen begegne und wo ich mit der Kraft anstatt dagegen gehe. Allein meine Haltung zu dem, was geschieht bestimmt den Ausgang des Geschehens. Darum entscheide ich mich diesmal statt für das „oderfür das „und„: Ich lerne zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist und ich wende, wo eine Wendung notwendig ist und arbeite unermüdlich am Boden und an den Wurzeln, um auch im Sturm standhaft zu bleiben.

Während ich also beim Schreiben immer mal wieder aus dem Fenster schaue, Wolken und Schwalben beobachte, fühle ich mich gut aufgehoben in meinem Raum und freue mich, dass mir Feng Shui mehr und mehr zum Werkzeug wird. Und da ich mittlerweile über weitere Werkzeuge als nur den Hammer verfüge, brauche ich nicht länger jedes Problem als Nagel ** betrachten. Vermutlich erreichen mich deshalb immer mehr Referenzen wie diese

„Liebe Frau Berkenkopf, an dieser Stelle möchten wir Ihnen eine Rückmeldung für Ihre Webseite geben. Mehrere Schicksalsschläge hatten meinem Mann und mir sehr zugesetzt und wir waren wirklich mit den Nerven am Ende, sahen keinen Ausweg. Dank unserem Sohn waren wir auf Sie aufmerksam geworden und haben uns zu einer Feng Shui Beratung entschlossen, obwohl wir nicht wirklich daran glaubten. Das sage ich ganz ehrlich, denn so war es. Heute möchten wir uns aber vielmals bei Ihnen bedanken, denn sie haben uns so wertvolle Anregungen gegeben! Natürlich haben Sie uns Tipps für die Raumgestaltung gegeben und obwohl wir nur ein paar Möbel umgestellt haben hat sich viel verändert. Obwohl die Kinder nun schon lange aus dem Haus sind fühlt sich das Haus wieder lebendig an. Wir freuen uns nun jedes Mal, wenn wir nach Hause kommen. Doch vor allem Ihre offene Art und wie Sie uns einige Fragen gestellt haben, das hat etwas in uns bewegt. Mein Mann und ich haben danach noch sehr lange, wie eigentlich schon ewig nicht mehr, zusammen gesprochen. Ich glaube, das Sprechen war für mich das Wichtigste, es ist nun, als wäre ein Pfropfen entfernt worden und wir schauen mit  einem neuen Blick auf das, was hinter uns liegt. Und endlich auch auf das, was vor uns liegt. Vielen lieben Dank aus der Schwanengasse 12.“

Von Herzen Danke!

* Dass Feng Shui an den *Bodenverhältnissen wirkt, das kann ich aus ganzem Herzen bejahen.

** „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“ (Mark Twain / Paul Watzlawick)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12 Kommentare zu “Das Schicksal annehmen oder wenden?

  1. Mein Schreibtisch steht genau so, und es passt😊

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  2. Inspirierender Post. Ich denke über meine Verwurzelung und die hiesigen Bodenverhältnisse nach – angesichts der Tatsache, dass wir zwischen zwei Orten pendelnd leben. Jetzt bin ich in der Mani im Süden der Peloponnes, und fühle mich hier stärker und lebendiger als in dem ebenfalls grünen angenehmen Athener Vorort. Ich denke, es sind die Oliven in Verbinung mit dem Meer, die mir wohltun. Das Meer ist mir immer schon vertraut, aber die Ollivenwelt ist relativ neu, sie gibt mir Stabilität. Die fühlle ich auch an meinem Schreibtisch – ein so schwerer alter Klostertisch, dass er für mich unverrückbar ist. Ich sitze mit dem Rücken zur Wand, vor mir den großen weiten Raum, der an allen Seiten schmale hohe Fenster- bzw Glastüröffnungen hat, auch schräg hinter mir sind rechts und links solche Fenster, die das Licht reinlassen.. Manchmal wünschte ich, sie wären breiter, denn so ist der Raum immer etwas schummrig. Die dicken Steinwände – 50 cm Natursteinmauern – geben dem Ganzen etwas Gewichtiges, als sei es für die Ewigkeit gebaut. Doch draußen habe ich eine Pinie gepflanzt, die in wenigen Jahren riesengroß geworden ist und nun mit ihren Würzeln dies Haus in die Luft heben könnte – so fühle ich es. Direkt vor dem Haus verläuft wohl eine Wasserader, die hat der Pinie und einem ebenfalls mächtigen Aprikosenbaum diese Kraft gegeben. Auch ist das Haus an einem Abhang gebaut, der durch Erosion und Erdbeben uns mitsam dem starken Haus in den Abgrund reißen kann. Tja, du siehst, wirklich stabil fühlt sich das nicht an, auch wenn es von außen so scheint und auch so gemeint war. Wohltuend empfinde ich den Berg, der sich jenseits des Abgrundes in meinem Rücken erhebt.
    Danke für den Gedankenanstoß! Liebe Grüße! Gerda

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    • Ich habe eine Weile über deine Schilderung nachgedacht, Gerda, das sind wirklich besondere Gegebenheiten. Vor meinem inneren Auge entsteht ein Bild der Widersprüche, von An-Schein und Beabsichtigt-Sein, von Geborgenheit und „in der Luft hängen“, von Kraft, Nährung und latenter Gefahr.

      Ein großer Spannungsbogen, der sicher ein reiches Innenleben beherbergt und immer wieder Balance fordert. Erst vorhin sagte ich zu jemand dass ich nicht glaube, dass Orte an denen wir bleiben „zufällige“ Bekanntschaften sind. Orte rufen und ziehen die Menschen und ob es sich nun um eine Begegnung des „gleich und gleich gesellt sich gern“ oder des „Gegensätze ziehen sich an“ handelt, immer ist es aus meiner Sicht irgendwie passend, wer wo und wie lebt.

      Der Ort gibt und nimmt, ist beständig und doch veränderlich und während unserer Lebensspanne begleitet er uns – und wir ihn. Das ist so faszinierend und geheimnisvoll, und verdient einfach unsere Aufmerksamkeit und Würdigung.

      Danke für Deine so trefflichen Wortbilder und die Einblicke, die Du uns gewährst. Liebe Grüße von Susanne

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  3. Jetzt bin ich aber erleichtert. Ich kannte die Feng-Shui-Regel, dass niemand mit dem Rücken zur Tür sitzen sollte. Aber wenn ich am Computer bin, ist es genau so, dafür gibt es auch bei mir den grandiosen Blick in den Obstgarten. Nun kann ich alle Überlegungen beenden, diesen Zustand zu ändern. ich erfreue mich am Blick, an diesem Text und an dem mal wieder sehr guten Ratschlag. Danke.

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    • Wie wunderbar, dass ich zur Erleichterung beitragen konnte, liebe Alraune. Solange es gut ist, ist es gut – und sobald es nicht mehr stimmt, nehmen wir uns die Freiheit, etwas zu ändern. So stelle ich mir Präsenz vor, Aufmerksamkeit und Mut. In diesem Sinne wünsche ich uns wundervolle Ausblicke !

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  4. Guten Morgen. Ich mache Home Office – noch immer – und ich mag es sehr gerne. Wenn ich den Artikel lese, muss ich schmunzeln, weil ich „meinen“ Schreibtisch innerhalb der letzen 3 Monate einerseits vom Wohnzimmer in einen Raum im 1. Stock verlegt habe und zweitens meine Sitzposition bzw. den Schreibtisch schon mehrmals in verschiedenen Positionen ausprobiert habe. Sehr spannend, bis ich jetzt – mit Blick auf Wiese und Wald, den Rücken halb zur Tür und ein Bücherregal fast „über“ meinem Kopf – sitze. Dh auch da ist nicht alles Feng Shui „konform“. Aber mit dem Wissen darum und mit dem „trotzdem“ kann ich gut leben und mich mit und bei meiner Arbeit freuen…Danke!

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    • Das ist gut Michaela, mutig sein und ausprobieren. Wissen und spüren verbinden, dann nachspüren: Was ist für mich stimmig? Und beobachten, was geschieht – das ist ja auch die vielzitierte Achtsamkeit, wahrzunehmen: Was passiert im Raum, mit mir, und wo verbindet sich das Große mit dem Kleinen. Weiterhin viel Erfolg beim Experimentieren wünsche ich!

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  5. Liebe Susanne,

    heute kam endlich der Raum, deinen Beitrag zu lesen.
    Und innerlich schmunzle ich… Genau diese Umstellung hab ich vor kurzem ebenfalls vorgenommen.
    Mein Schreibtisch steht nun so, dass ich hinaus auf die Grünfläche vor unserem Haus blicken kann, die Pflanzen auf unserem Balkon sehe. Obwohl – mit 2-3 m Abstand – die Tür hinter mir liegt, was ich im Gesamtzusammenhang in Kauf nehme.
    Vorher stand der Schreibtisch mit Blick zur Wand und ich habe auf wunderschöne Bilder eines Kunstkalenders geblickt. Aber mehr und mehr fühlte sich das eingesperrt an, der Blick konnte nicht in die Ferne gehen. Jetzt ist es gut! 🙂

    Ganz liebe Grüße
    Marion

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  6. Also ich finde den Schreibtisch und den Ausblick phantastisch. Das gibt dem Arbeitsplatz eine Weite und was kann es besseres geben, als sich am Arbeitsplatz wohl zu fühlen.

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